Bahn wird für 50 Stunden lahmgelegt, GDL wirbt für Streikbruch
Es bleibt dabei. Ab Sonntag, 22 Uhr, wird die Deutsche Bahn für 50 Stunden lahmgelegt. Weil der Konzern bis Freitag mittag kein neues Angebot vorlegte, ruft die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) ihre 180.000 Mitglieder »wie geplant« zum Streik auf. Einige Fahrdienstleiter, ohne die im Güter- und Regionalverkehr nichts geht, werden dem Aufruf folgen – vom Tarifkonflikt nicht direkt betroffene Betreiber oder Gewerkschaften können blau machen. Den Fernverkehr wird die DB ohnehin 50 Stunden lang komplett einstellen.
DB-Personalchef Martin Seiler jammerte am Freitag, man habe »beim Thema Mindestlohn« die Forderungen der EVG »eins zu eins« erfüllt: »Was sollen wir als Arbeitgeber denn noch machen?« Glatt gelogen, beschied EVG-Verhandlungsführer Kristian Loroch umgehend. Vom tabellenwirksamen Mindestlohn für alle sei die DB nach wie vor weit entfernt, »und nicht nur bei diesem Thema liegen wir über Kreuz«. Auch bei der Erhöhung der unteren Lohngruppen. Oder bei der Laufzeit: Die EVG will zwölf Monate, die DB bietet 27.
Von einem Erfolg würden mittelbar auch die Kollegen der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) sehr profitieren, aber nicht deren Führung. Und so rief diese einst als kämpferisch und solidarisch viel gerühmte Spartengewerkschaft am Freitag unverblümt zum Streikbruch auf. »Zumindest über Notfallpläne abzusichern« sei ein »Grundbedarf«, teilte die GDL mit. »Verbeamtete sowie eine Vielzahl arbeitswilliger Kollegen« stünden bereit. Ohnehin sei in DB-eigenen Betrieben mit einer »tatsächlichen Streikbereitschaft« von »weit unter zehn Prozent« zu rechnen. Alles lahmzulegen, sei ein »Missbrauch des Streikrechts durch die DB«. Wörtlich zitieren ließ sich GDL-Chef Claus Weselsky mit der Bemerkung, es würden »weiter Steuergelder verbrannt«, er sorge sich nachgerade persönlich zum Beispiel um »Pönale der Aufgabenträger, Frachtausfälle oder Regressansprüche«.
»Die Lok zieht die Bahn«, hieß es in besseren Tagen der GDL. Eine passende Lok für Arbeiterführer Weselsky steht auch Montag und Dienstag am Berliner Hauptbahnhof bereit. Sie ist auf dem Foto zu sehen, einer »Impression« der Berliner Bildagentur Imago vom Großstreik von EVG und Verdi am 27. März. (xre)
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