Die erste
Sachsens Landeshauptstadt Dresden hat eine neue Straße nach Lili Elbe (1882–1931) benannt. Damit werde »die weltweit erste Transfrau und Wegbereiterin für den Kampf um Anerkennung und Gleichstellung der queeren Community« geehrt, sagte Oberbürgermeister Dirk Hilbert (FDP) am Mittwoch, dem Internationalen Tag gegen Homo-, Bi-, Inter- und Transfeindlichkeit, bei der Enthüllung des Straßenschilds. Elbe wurde als Einar Wegener in Dänemark mit männlichen und weiblichen Geschlechtsorganen geboren. Beim Modellstehen für seine Frau, die Künstlerin Gerda Wegener, entdeckte der Maler seine Neigung, als Frau leben zu wollen. Er gilt als erster intersexueller Mensch, der sich einer geschlechtsangleichenden Operation unterzog – 1930/1931 in Berlin und Dresden. Elbe starb an nachfolgend aufgetretenen Komplikationen. Ihre letzte Ruhestätte fand sie auf dem Trinitatisfriedhof in Dresden. Ihr Leben wurde von Tom Hooper als »The Danish Girl« (2015) verfilmt. (dpa/jW)
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Leserbrief von Hannes Baum (25. Mai 2023 um 00:42 Uhr)Auch wenn es Dresdens OB ist, der das äußert, ist es irritierend, dass ihr so etwas unkommentiert lasst und sogar noch in die Schlagzeile hebt. Hilbert behauptet, Lili Elbe sei »die weltweit erste Transfrau« gewesen. Das ist großartiger Quatsch. Es gibt transgeschlechtliche Menschen schon seit Jahrhunderten, sicherlich Jahrtausenden (und vermutlich sogar schon so lange, wie es Menschen gibt), sowohl trans Frauen als auch trans Männer, darunter etwa der irische Militärarzt James Barry. In vielen Kulturen waren Menschen, die ihr Geschlecht »wechseln« (man »wechselt« ja aus eigener Sicht in dem Sinne nicht sein Geschlecht, sondern passt sein Äußeres dem Inneren an), lange ganz normal Teil des Alltags (z. B. Hidschras, Two-Spirits). Elbe war eine der ersten trans Frauen (oder tatsächlich die erste – die Quellen sind da nicht ganz eindeutig), die sich einer geschlechtsanpassenden Operationen unterzogen hat, das schon. Aber nicht »die erste trans Frau« (denn trans ist man auch ohne jegliche OP, wie die vielen trans Personen »still in the closet« nur allzugut bestätigen können).
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