Faschismus der Phantasie
Schriftsteller John Irving gibt sich mit Blick auf Konkurrenz durch künstliche Intelligenz (KI) gelassen. »Das kann auch nicht schlimmer sein als diese Pseudoromane, die über autobiographische Erlebnisse verfasst werden«, sagte er der deutschen Ausgabe des Playboys (Juni). »Warum sollst du nur über den engen Horizont deiner eigenen Erfahrungen schreiben? Warum hast du nicht das Recht, dir Sachen vorzustellen?« Er ergänzte: »Die Vorstellung, dass ich von einem Roboter ersetzt werde, macht mir genausoviel Angst, wie wenn mir Leute sagen: ›Du darfst nur deine eigene Geschichte erzählen.‹ Ich werde das jedenfalls nicht tun«, bekräftigte der US-amerikanisch-kanadische Bestsellerautor. »Memoiren bekommen Sie von mir nicht zu lesen.«
»Ich fühle mich sehr wohl in meiner Rolle als Verfechter von Frauen- und LGBT-Rechten«, sagte Irving. Er wolle sich aber als Schriftsteller nicht einschränken lassen. »Und wenn man mir jetzt sagt, ich sollte nur über alte weiße Männer schreiben, dann habe ich ein Wort dafür: Faschismus der Phantasie.« (dpa/jW)
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