Schweigen und Wohlfahrt
Das Theaterfestival Avignon hat mit viel Sozialkritik und einer Schweigeminute für den bei einer Polizeikontrolle nahe Paris getöteten 17jährigen Nahel begonnen. Den Auftakt im berühmten Ehrenhof des Papstpalasts gab am Mittwoch abend »Welfare« (Wohlfahrt) in einer Inszenierung von Julie Deliquet.
Das Stück basiert auf dem gleichnamigen Dokumentarfilm des US-amerikanischen Regisseurs Frederick Wiseman (93), der bei der Aufführung anwesend war. Es beschreibt den Alltag in einem Sozialamt in New York Anfang der 1970er und das Elend von alleinerziehenden Müttern, Junkies und Alkoholikern, die um Unterstützung bitten. Angesichts steigender Armut ist »Welfare« heute aktueller denn je. Deliquet ist bekannt für Inszenierungen von Filmen wie »Fanny und Alexander« von Ingmar Bergman oder »Acht Stunden sind kein Tag« von Rainer Werner Fassbinder.
Vor Beginn der Aufführung baten die Regisseurin und der neue Festivalleiter, der Portugiese Tiago Rodrigues, die rund 2.000 Zuschauerinnen und Zuschauer um eine Schweigeminute für Nahel, dessen Tod tagelange Ausschreitungen in Frankreich ausgelöst hatte. Das Festival sei ein Event, das von der Welt handle und sicherlich von dem aktuellen Kontext, sagte Rodrigues vor dem Festival, das bis zum 25. Juli dauert. (dpa/jW)
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