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Aus: Ausgabe vom 04.08.2023, Seite 10 / Feuilleton
Festivalfilm

Ein schöner Ort

Begleitet von Regen ist das 76. Internationale Filmfestival in Locarno am Mittwoch abend unter freiem Himmel auf der Piazza Grande eröffnet worden. Als erstes wurde der französische Kurzfilm »Dammi« außer Konkurrenz gezeigt. Die Hauptrolle eines Mannes auf der Suche nach seinen Wurzeln spielt der Engländer Riz Ahmed (»Sound of Metal«). Er wurde auf der Gala mit dem »Excellence Award Davide Campari« ausgezeichnet – wegen des Streiks in Hollywood nahm er den Preis aber nicht persönlich entgegen. Anschließend lief, ebenfalls außer Konkurrenz, die französisch-belgische Krimikomödie »L’Étoile filante« (»Der fallende Stern«).

Bis zum 12. August werden in Locarno 214 Spiel-, Dokumentar-, Kurz- und Experimentalfilme gezeigt. Auch das deutsche Kino ist auf dem Festival präsent. Drei in Deutschland arbeitende Regisseurinnen sind im Wettbewerb »Cineasti del presente« (»Filmemacher der Gegenwart«) mit stilistisch originellen Filmen um starke Frauenfiguren vertreten: Katharina Lüdin mit »Und dass man ohne Täuschung zu leben vermag«, Claudia Rorarius mit »Touched« und Katharina Huber mit »Ein schöner Ort«.

Im internationalen Wettbewerb (»Concorso internazionale«) konkurrieren 17 Filme aus aller Welt um den Goldenen Leoparden, den Hauptpreis des neben Berlin, Cannes und Venedig wichtigsten europäischen Filmfestivals. Dabei sind zwei Filme, die mit starker finanzieller Beteiligung deutscher Produzenten realisiert wurden: »Stepne« (Ukraine, Deutschland, Polen, Slowakei) von der ukrainischen Regisseurin Maryna Vroda und »Critical Zone« (Iran, Deutschland) des iranischen Regisseurs Ali Ahmadzadeh.

Traditionell setzt man Locarno auf starke Filme statt Stars. Promiauftritte sind eher selten. In diesem Jahr wird es noch weniger geben als üblich. Infolge des Streiks der Drehbuchautoren und der Schauspieler in Hollywood haben neben Riz Ahmed auch andere Berühmtheiten ihre Reise ans Schweizer Ufer des Lago Maggiore abgesagt. Der schwedische Schauspieler Stellan Skarsgård (»Mamma Mia!«) hat wegen des Streiks sogar die Annahme eines Sonderpreises abgelehnt.

Höhepunkt des Festivals werden auch in diesem Jahr die abendlichen Freiluftaufführungen von Filmen außer Konkurrenz auf der malerischen Piazza Grande sein, die oft von mehr als 8.000 Zuschauer besucht werden.

Das Festival endet am 12. August mit der Vergabe des Goldenen Leoparden und der weiteren Preise. Dazu hat sich Oscarpreisträgerin Cate Blanchett (»Tár«) als Produzentin des Dramas »Shayda« von der iranisch-australischen Filmemacherin Noora Niasari angekündigt. Bei der Abschlussgala unter freiem Himmel darf es dann doch etwas Glamour sein. Noch ist offen, ob auch sie wegen des Streiks in Hollywood ihren Auftritt absagen muss. (dpa/jW)

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