Verkochen
Von Frank SchäferDie niederländische Sprache hat für den deutschen Sprecher immer etwas leicht Schnuckeliges. Man darf sich nichts vormachen, die haben auch ihre Leichen im Keller und mit ihrem rabiaten Calvinismus schon ganz früh, ganz unniedlich andere Völker geknechtet, ausgebeutet und notfalls auch gemeuchelt. Aber eben nicht diese freundliche Bäckerin, die einem mit strahlendem Lächeln ein »Goedemiddag« wünscht und »so lekker Koekjes, Kaneelbroodjes und Gebakdeeltjes verkocht«, dass einem ganz warm und heimelig in der Brust wird. Man ahnt, warum sich Angus Young hier ein Dorf gekauft und zur Ruhe gesetzt hat.
Mein Vater hat bei diesem liebenswerten Frau-Antje-Sermon sofort selbstbewusst umgeschaltet und versucht, Plattdeutsch mit den Leuten zu reden. Das hat sie für einen Moment verwirrt. »Es klingt so ähnlich wie unsere Sprache, ist es aber nicht, das kann nur einer von den moffen sein …« Und dann haben sie mit tödlichem Ernst auf Englisch weitergemacht oder, wenn sie gemerkt haben, dass ihm damit nicht zu helfen war, gleich auf Deutsch. Wie gesagt, der Calvinismus sitzt tief, sie haben zwar ihre Vorurteile, aber wo Geld zu verdienen ist, muss das gefälligst auch verdient werden. Alles andere wäre Gotteslästerung.
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