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Aus: Ausgabe vom 01.09.2023, Seite 6 / Ausland

Mehr als 70 Tote bei Hausbrand in Südafrika

Johannesburg. Nach einem verheerenden Hausbrand in Johannesburg, durch den mindestens 73 Menschen starben, hat Südafrikas Präsident Cyril Ramaphosa den Angehörigen sein Beileid ausgesprochen. »Das ist eine immense Tragödie für die Familien, deren Angehörige unter schrecklichen Bedingungen ums Leben gekommen sind«, sagte Ramaphosa am Donnerstag bei einer Veranstaltung in der Stadt Gqeberha im Süden des Landes. Bei dem Feuer in einem fünfstöckigen Gebäude waren in der Nacht zum Donnerstag nach Angaben der Rettungsdienste mindestens 73 Menschen gestorben, 52 wurden mit Verletzungen ins Krankenhaus gebracht. Zahlreiche Menschen waren nach Behördenangaben hinter einem Sicherheitstor in dem Haus eingesperrt, als das Feuer sich ausbreitete. Die Ursache für den Brand war noch unklar. (AFP/jW)

  • Leserbrief von Onlineabonnent/in Detlev R. aus Tshwane, Südafrika (31. August 2023 um 20:43 Uhr)
    Unter den fast 80 Toten sind dreizehn Kinder, das jüngste ein Jahr alt. Das fünfstöckige Haus im Johannesburger Stadtteil Marshalltown ist ein »Hijacked building«, ein Gebäude, das von einer kriminellen Organisation gekapert wurde. Die Zimmer werden in der Regel an Menschen vermietet, die sich entweder illegal im Land aufhalten oder aus unterschiedlichen Gründen (beispielsweise Drogen) ihre Familien verlassen haben. In Johannesburg gibt es Hunderte auf diese Art und Weise besetzte Gebäude. Dieses spezielle Haus beherbergte bis 2015 ein Frauenhaus. Als der Mietvertrag auslief, wurde es gekapert. Nach Angaben der Feuerwehr lebten hier über 400 Menschen. In den Zimmern fanden die Rettungskräfte Hütten aus Karton und Wellblech, wie sie in den sogenannten »Informal settlements« oder »Squatter camps« zu finden sind. Inklusive selbstgebastelter Stromanschlüsse. Eine derartige Brandkatastrophe war wahrscheinlich nur eine Frage der Zeit. Obwohl das Gebäude der Stadt gehört, war es der Stadtverwaltung offenbar unmöglich, für technische Wartungsarbeiten zu sorgen oder überhaupt Inspektionen durchzuführen. Auch frühere Versuche, das Gebäude zu evakuieren, scheiterten am Widerstand der Bewohner und teilweise an Gerichtsverfügungen, weil die Stadtverwaltung weder willens noch in der Lage sei, gesetzlich vorgeschriebene Ersatzunterkünfte zu beschaffen. Aus Mangel an Finanzen, wie die Sprecherin des Johannesburger Stadtparlaments erklärte. Nun mussten fast 80 Menschen sterben, damit Regierung und Stadtverwaltung einen »Weckruf« (Präsident Ramaphosa am Abend im Fernsehen) hören, um endlich etwas gegen den Verfall und zur Verbesserung der Wohnungssituation in der größten Metropole Südafrikas zu unternehmen. Dabei geht es vor allen Dingen um die Bekämpfung von Unfähigkeit, Korruption und organisierter Kriminalität. Alle drei Faktoren sind Zutaten dieser Katastrophe.

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