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Aus: Ausgabe vom 25.06.2004, Seite 8 / Aktion

»Vieles ist möglich«

vernetzen 2.0: Heute Hajo Kahlke, Genosse der ersten Stunde

Er ist Genosse der ersten Stunde, verbreitet die jW in Heidelberg seit Anfang der 90er Jahre, zeichnet LPG-Anteile, sobald es der Geldbeutel erlaubt. Vor allem die nonkonforme Berichterstattung über die Zerstörung Jugoslawiens machte die Zeitung aus dem Osten für Linke im Westen interessant. Hajo Kahlke protestierte als erster und einziger vor drei Jahren in Den Haag gegen die Auslieferung von Slobodan Milosevic. Vieles ist möglich, mit einfachen Mitteln, so sein Motto. Am heutigen Samstag werden vor dem UN-Tribunal immerhin ein paar hundert Demonstranten erwartet. Viel zu wenige, sicher, aber von Zuwachsraten wie nach der Solodemo kann die junge Welt nur träumen. »Wichtig ist«, so Hajo Kahlke, »sich auf die Zeitungsarbeit selbst zu konzentrieren. Wirksamste Werbung für eine Zeitung ist diese selbst, ist ihre Qualität, ist ihre lust- und lehrhafte Lektüre.« Seit Jahr und Tag kritisiert er etwa den großen Aufwand für die Rosa-Luxemburg-Konferenz, und doch gehört der Heidelberger zu den letzten, die am Abend am Veranstaltungsort noch beim Aufräumen helfen, und am Morgen danach zu den ersten, die die jW an den Gräbern von Karl und Rosa verteilen. Sein Wunsch an die Zeitung: »Schuster, bleib bei den Leisten: Kümmer dich also vielleicht mal darum, daß in den Meldungen die absurden Propagandabegriffe der Agenturen weitgehend nachgeplappert werden, daß über Samstagsereignisse vielfach mittwochs berichtet wird … Und kümmer dich auch vielleicht mal darum, daß besseres Werbematerial zum Selbstkostenpreis angeboten wird, die bewährten Kugelschreiber etwa oder Aufkleber. Wenn schließlich dann noch die LPG eine Telefonaktion zur Genossen-Werbung unter langjährigen jW-Abonnenten zustande brächte ...« Zumindest letzteres wäre aber auch Aufgabe des kritischen Genossen.

Rüdiger Göbel

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