Warum ich für die junge Welt schreibe
Als ich in meiner Jugend für die Lokalpresse Reportagen schrieb, wurde ich schnell mit den realen Machtverhältnissen und den Grenzen der Pressefreiheit konfrontiert. Nach einem kritischen Artikel über einen Fall von Umweltverschmutzung durch einen örtlichen Industriebetrieb machte mir der Chefredakteur klar, daß solche Berichte künftig nicht mehr erscheinen dürften, weil diese Firma als finanzkräftiger Anzeigenkunde interveniert habe. Solche Erfahrungen konnten mich nicht einschüchtern. Doch viele Journalisten gehen den Weg des geringsten Widerstandes und zensieren sich selbst.
Wenn ich heute für die junge Welt über Alltag, Bewegungen, gewerkschaftliche Konflikte und internationale Entwicklungen berichte, muß ich mich nicht selbst zensieren. Wenn ich Marxisten und Akteure aus der Arbeiterbewegung in aller Welt interviewe, die aus ihrer Erfahrung heraus etwas Wertvolles zu sagen haben, dann weiß ich, daß bei der jungen Welt weder große Anzeigenkunden (die gibt es eh nicht) noch »graue Eminenzen« im Hintergrund stehen und mißliebige Texte zensieren. Das Echo auf meine Beiträge zeigt, daß sie von Aktivisten gerne gelesen werden. Manchmal werden sie auch in Presseauswertungen und Pressespiegel aufgenommen und stoßen – nicht ohne Grund – bestimmten Herrschaften sauer auf.
In die politischen Grundsatzdebatten möchte ich mich – wann immer einzelne Texte kritikwürdig erscheinen – künftig einmischen und eigene Diskussionsbeiträge verfassen.
Solidarität jetzt!
Das Verwaltungsgericht Berlin hat entschieden und die Klage des Verlags 8. Mai abgewiesen. Die Bundesregierung darf die Tageszeitung junge Welt in ihren jährlichen Verfassungsschutzberichten erwähnen und beobachten. Nun muss eine höhere Instanz entscheiden.
In unseren Augen ist das Urteil eine Einschränkung der Meinungs- und Pressefreiheit in der Bundesrepublik. Aber auch umgekehrt wird Bürgerinnen und Bürgern erschwert, sich aus verschiedenen Quellen frei zu informieren.
Genau das aber ist unser Ziel: Aufklärung mit gut gemachtem Journalismus. Sie können das unterstützen. Darum: junge Welt abonnieren für die Pressefreiheit!