Der widerborstigen Leser wegen
junge Welt und Eulenspiegel haben manches gemeinsam: Sie gehören zu den ganz wenigen Überlebenden, die von den überregionalen Blättern der DDR übriggeblieben sind, beide haben jahrelang am Berliner Alexanderplatz unter einem Dach gewerkelt, und beide sind inzwischen in die Jahre gekommen – über 50 immerhin! Sehen aber selbstredend viel jünger aus! Und niemand hat uns an der DDR-Wiege gesungen, daß wir mal im medialen Haifischbecken der Bundesrepublik aufwachen würden und lernen müßten, wie man als kleiner Stichling den großen Haien die kalte Schwanzflosse zeigt. Und öfter noch die Zähne.
Eulenspiegel hat zum 50. Geburtstag ein kleines Abenteuer gestartet: In vorerst drei Bänden à 212 Seiten soll die alte DDR-Satirezeitung wieder aufleben. Die ersten beiden Sonderhefte sind bereits am Kiosk, sie versammeln das Beste aus den Jahren 1970–79 bzw. 1980–89. Und siehe da: Die Texte und Karikaturen sind noch immer frisch, oft verblüffend aktuell und zum Teil von umwerfender Komik. Es war eben damals so reizvoll wie heute, eine Zeitung für die kritischen Köpfe im Lande zu machen. Und genau diese widerborstigen, sich der allgemeinen Verblödung widersetzenden Leser sind es, deretwegen wir auch gerne – und mit Erfolg! – in der jungen Welt inserieren.
Jürgen Nowak, Verlagsleiter Eulenspiegel
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Das Verwaltungsgericht Berlin hat entschieden und die Klage des Verlags 8. Mai abgewiesen. Die Bundesregierung darf die Tageszeitung junge Welt in ihren jährlichen Verfassungsschutzberichten erwähnen und beobachten. Nun muss eine höhere Instanz entscheiden.
In unseren Augen ist das Urteil eine Einschränkung der Meinungs- und Pressefreiheit in der Bundesrepublik. Aber auch umgekehrt wird Bürgerinnen und Bürgern erschwert, sich aus verschiedenen Quellen frei zu informieren.
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