Analyseverbot
Die Rede des slowenischen Philosophen Slavoj Žižek hat bei der Eröffnung der Frankfurter Buchmesse am Dienstag für Tumult gesorgt. Žižek sagte dort, er verurteile die terroristischen Angriffe der Hamas auf die israelische Bevölkerung, betonte aber, man müsse auch den Palästinensern zuhören und deren Hintergrund beachten, wenn man den Konflikt verstehen will. Der hessische Antisemitismusbeauftragte Uwe Becker widersprach Žižek erst vor und später direkt auf der Bühne. Becker warf Žižek vor, die Verbrechen der Hamas zu relativieren. Žižek entgegnete, er relativiere gar nicht. Die Terroranschläge seien ein schreckliches Verbrechen, und Israel habe jedes Recht, sich zu verteidigen. Aber um zu verstehen, was dort geschehe, müsse man auch den Hintergrund der Palästinenser sehen.
Schon vor der Unterbrechung hatte er ein »Analyseverbot« kritisiert. Die Entscheidung, die palästinensische Autorin Adania Shibli nicht auf der Buchmesse auszuzeichnen, halte er für skandalös. Der Direktor der Buchmesse, Juergen Boos, sagte im Anschluss an Rede, man müsse diese Worte im Sinne der Freiheit des Wortes stehen lassen – auch, wenn man sie nicht teile. Israelische Intellektuelle haben auf der Frankfurter Buchmesse weitgehend mit Verständnis auf Žižeks Rede reagiert. (dpa/jW)
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