Gemeinsame Tradition
Mitte 1993 wurde Die Weltbühne eingestellt. Es war zu der
Zeit, als in Bielefeld der Platz des Widerstands, wie er
jahrzehntelang geheißen hatte, den Namen Bahnhofsplatz
erhielt, in Berlin aus Dimitroff Danziger wurde und manche
Stadtverwaltung meinte, auch Tucholsky-Straßen und -Schulen
umbenennen zu sollen. Antifaschismus und Antimilitarismus
stören deutsche Weltmachtambitionen.
Gerade deswegen geben wir diese politisch-publizistisch-kulturelle
Tradition der Weltbühne nicht preis. Unter Mitwirkung von 30
früheren Weltbühne-Autoren und mehr und mehr jungen
erscheint seit 1998 vierzehntäglich Ossietzky, benannt nach
dem klugen und mutigen Chefredakteur der Weltbühne bis zu
ihrem Verbot 1933. Das Blatt wird fast ausschließlich per Abo
vertrieben (halb so teuer wie damals, als Tucholsky schrieb, die
Weltbühne koste nicht mehr als zwei Berliner
Straßenbahnfahrscheine). Dafür brauchen wir
Mundpropaganda. Und die Anzeigen in der jungen Welt. Im Austausch
werben wir gern für die jW – die für unsere
tägliche Information unentbehrlich ist und mit der wir
überhaupt gut zusammenarbeiten.
Eckart Spoo
Solidarität jetzt!
Das Verwaltungsgericht Berlin hat entschieden und die Klage des Verlags 8. Mai abgewiesen. Die Bundesregierung darf die Tageszeitung junge Welt in ihren jährlichen Verfassungsschutzberichten erwähnen und beobachten. Nun muss eine höhere Instanz entscheiden.
In unseren Augen ist das Urteil eine Einschränkung der Meinungs- und Pressefreiheit in der Bundesrepublik. Aber auch umgekehrt wird Bürgerinnen und Bürgern erschwert, sich aus verschiedenen Quellen frei zu informieren.
Genau das aber ist unser Ziel: Aufklärung mit gut gemachtem Journalismus. Sie können das unterstützen. Darum: junge Welt abonnieren für die Pressefreiheit!
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- 04.05.1998
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