Am liebsten schreien
Der prominente Pianist Igor Levit fühlt sich angesichts antisemitischer Vorfälle in Deutschland sehr allein. Das sagte er der Wochenzeitung Die Zeit (Donnerstag). »Die jetzt fehlende Empathie hat bei mir dazu geführt, dass ich mein Grundvertrauen in das, was Gesellschaft in Deutschland ist, verloren habe«, sagte er. »Das ist der eigentliche Bruch, den ich empfinde.« Er habe mit dem Gedanken gespielt, Deutschland zu verlassen, sei aber noch nicht so weit. »Ich würde am liebsten alle anschreien: Merkt ihr eigentlich nicht, dass es gegen euch geht? ›Tod den Juden!‹ heißt ›Tod der Demokratie!‹. Wenn ihr an Demokratie glaubt, und euer Land ist an einem Punkt, wo jemand wie ich rennen muss: Dann müsst auch ihr rennen«, betonte Levit.
Levit kritisierte zudem den Kulturbetrieb: »Mit einigen habe ich im Hintergrund gesprochen und gefragt: Wo seid ihr? Ihr wart doch bei allen diesen anderen Themen da, beim Ausbruch des Ukraine-Krieges zum Beispiel! Und da bekam ich nur die Antwort: Israel ist halt kompliziert. Ich bin aber nicht Israel!« Auf die Frage, was das mit ihm gemacht habe, sagte er: »Kein Ereignis hat mich so sehr zum Juden gemacht wie dieses.« (dpa/jW)
Mehr aus: Feuilleton
-
»Aber ihr habt uns voll überzeugt!«
vom 17.11.2023 -
Allzu exquisit
vom 17.11.2023 -
Nachschlag: Mäandernd
vom 17.11.2023 -
Vorschlag
vom 17.11.2023 -
Kekse, die die Welt bedeuten
vom 17.11.2023