Hass vs. Hass
Was permanenter Krieg mit einer Gesellschaft macht, lässt sich aktuell an den israelischen Streamingcharts ablesen. Seit seiner Veröffentlichung vor etwa drei Wochen gehört der Track »Charbu Darbu« des jungen HipHop-Duos Ness Ve Stilla zu den meistgehörten und ging zwischenzeitlich auf die eins. Das berichtete die Zeitung The Times of Israel am 21. November in ihrer englischsprachigen Onlineausgabe. Der Titel ist dem syrischen Arabisch entlehnt und bedeutet soviel wie »Schwerter und Schläge«. Es ist eine rachedürstige Hymne auf den Krieg gegen Gaza, die die Feier des israelischen Militärs mit Vernichtungsfantasien gegenüber Palästinensern verbindet.
Während der Refrain Kampfeinheiten beschwört (»Golani, Givati, Air Force, Navy, Commandos!«), droht der Rapper Stilla: »Wir haben die ganze Armee gegen dich aufgestellt und wir schwören, dass es (für sie) keine Vergebung geben wird.« Seine Partnerin Ness fügt in ihrem Part an: »Für Mama und Papa, alle meine Freunde sind an der Front, für Oma und Oma, lasst uns Namen auf die Bomben schreiben, für die Kinder des Gaza-Umschlags.« Am Ende des Tracks wird mit dem arabischen Sprichwort »Jeder Hund hat seinen Tag« Feinden Israels angedroht, sie »auszuradieren«. Bezeichnend: Unter den Angesprochenen finden sich nicht nur Führer der Hamas und der Hisbollah, sondern auch Prominente wie die Sängerin Dua Lipa und das Model Bella Hadid, die einen Waffenstillstand gefordert und die israelische Kriegführung kritisiert hatten.
Ein Ausdruck des Schocks der Massaker der islamistischen Hamas, der viele Israelis derzeit nach Rache rufen lässt, wie der rassistischen Stereotype und entmenschlichender Feindbilder, wie sie bezüglich Palästinensern schon lange in der israelischen Öffentlichkeit kursieren. Der 7. Oktober hat Ness Ve Stilla offenkundig zu Propagandisten von Kriegsverbrechen gemacht. Das Duo war bislang nicht mit Hasstiraden aufgefallen: Ihr letzter Hit handelt vom Feiern im Club und wieviel man dabei in einer Handtasche unterbekommt. (jW)
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