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Aus: Ausgabe vom 12.12.2023, Seite 15 / Natur & Wissenschaft

Klimaziele besser definiert

London. Das Verfehlen von Zielen der Klimapolitik, etwa der 1,5-Grad-Grenze, kann nach den geltenden Kriterien der Wissenschaft erst viele Jahre nach dem Zeitpunkt festgestellt werden, zu dem es sich real vollzogen hat. Vor diesem Pro­blem haben Forscher um Richard Betts vom britischen Wetterdienst Met Office und der Universität Exeter mit einem Kommentar im naturwissenschaftlichen Magazin Nature gewarnt. Die Autoren machten dabei einen Vorschlag, wie die Nichteinhaltung von Klimaschutzzielen wesentlich früher attestiert werden könnte. Die Wahrung des 2015 bei der Weltklimakonferenz in Paris vereinbarten Ziels, die globale Erwärmung im Vergleich zur vorindustriellen Zeit unter 1,5 Grad zu halten, lässt sich nicht an den Temperaturen einzelner Monate oder Jahre prüfen. Es bedarf gleitender statistischer Werte, für die eine relevante Menge an Zeit vergangen sein muss. Der Weltklimarat (IPCC) hat die globale Durchschnittstemperatur als Mittel eines Zeitraums von 20 Jahren definiert. Wird eine Grenze in dieser Rechnung überschritten, verortet man das reale Überschreiten nachträglich in der Mitte dieser Periode. »Das bedeutet, dass wir das Überschreiten eines Schwellenwerts erst zehn Jahre nach diesem Datum feststellen können«, erklärte Chris Hewitt, Direktor für Klimadienstleistungen bei der Weltwetterorganisation (WMO), auf Anfrage der dpa. Bei der Ein-Grad-Schwelle etwa lagen Berechnungen aus dem Zeitraum 2002 bis 2021 zugrunde. Demnach wurde am Ende dieses Zeitraums festgestellt, dass die Ein-Grad-Schwelle um das Jahr 2012 überschritten worden war. Die WMO erwäge, ein internationales Expertenteam mit der Prüfung alternativer Methoden zu beauftragen, um eine zeitnähere Bewertung zu ermöglichen, sagte Hewitt. Die Gruppe um Betts schlägt nun vor, den Stand der globalen Erwärmung aus Beobachtungsdaten der vergangenen zehn Jahre sowie Modellprojektionen für die kommenden zehn Jahre zu berechnen. Dadurch sei sichergestellt, dass weiterhin auf den Durchschnittswert einer Periode von 20 Jahren geschaut werde. Das Überschreiten der 1,5-Grad-Schwelle könnte allerdings rechtzeitig erkannt und eine Verschärfung von Maßnahmen eingeleitet werden, so die Wissenschaftler. Mit der vorgeschlagenen Metho­de berechneten die Forscher, dass die globale Erderwärmung Ende 2022 bei etwa 1,26 Grad im Vergleich zum vorindustriellen Niveau lag. (dpa/jW)

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