Fürchtet euch nicht
Erst die Antisemitismusdebatte um die Documenta 15, dann der Rücktritt der Findungskommission für die künstlerische Leitung der Documenta 16: Die Weltkunstausstellung in Kassel steht vor großen Schwierigkeiten. Geschäftsführer Andreas Hoffmann versucht Befürchtungen internationaler Künstler zu zerstreuen: »Unser Ziel muss es sein, zu zeigen, dass es in Deutschland weiterhin möglich ist, kritische Kunst zu präsentieren«, sagte er der dpa am Mittwoch. »Wir müssen die Kunstfreiheit sicherstellen und gleichzeitig klarmachen, dass die Documenta in einem Land mit einer Geschichte stattfindet – in dem Land, das die Schoah erfunden hat, mit der grausamen Ermordung von sechs Millionen Juden.«
Dabei sei klar: »Es darf und wird keine Vorabprüfung der Kunst durch die Geschäftsführung oder Gremien geben. Bei Beiträgen, die sich als antisemitisch herausstellen oder andere Inhalte zeigen, die in den Bereich der gruppenspezifischen Menschenfeindlichkeit weisen, haben wir aber die Möglichkeit des unmittelbaren Dialogs, der Kontextualisierung und – aber das nur im Rahmen der strafrechtlichen Relevanz – Werke im Extremfall auch gegen den Willen der künstlerischen Leitung aus der Ausstellung zu nehmen.«
Es müsse in dieser in der Geschichte der Documenta einzigartigen Situation vor allem darum gehen, Vertrauen zurückzugewinnen. In der Rücktrittsbegründung der Findungskommission würden Zweifel daran deutlich, ob in Deutschland der Rahmen aktuell ausreichend gegeben sei, kritische Kunst zu präsentieren. »Offensichtlich gibt es den Vorbehalt der Zensur beziehungsweise der verunmöglichten Debatte«, so Hoffmann. (dpa/jW)
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