75 Ausgaben junge Welt für 75 €
Gegründet 1947 Sa. / So., 23. / 24. November 2024, Nr. 274
Die junge Welt wird von 2993 GenossInnen herausgegeben
75 Ausgaben junge Welt für 75 € 75 Ausgaben junge Welt für 75 €
75 Ausgaben junge Welt für 75 €
Aus: Ausgabe vom 09.02.2024, Seite 15 / Feminismus

Schikanen gegen Unverheiratete in Indien

Neu-Delhi. Wer im indischen Bundesstaat Uttarakhand unverheiratet mit seinem Partner zusammenleben will, benötigt künftig die Zustimmung der Behörden. Das Regionalparlament, in dem die rechte Indische Nationalpartei (BJP) von Premierminister Narendra Modi die Mehrheit hat, stimmte am Mittwoch einer entsprechenden Zivilrechtsgesetzgebung zu. Werden solche Wohnsituationen nicht innerhalb eines Monats gemeldet, kann demnach ein Bußgeld oder eine Gefängnisstrafe verhängt werden. Der Antrag kann abgelehnt werden, falls ein Partner minderjährig ist oder wenn die Beziehung durch Zwang oder Betrug entstanden sein soll. Ebenfalls verboten ist in der neuen Gesetzgebung die von Muslimen nach wie vor praktizierte Polygamie.

Damit hat das Gesetz eine eindeutig antimuslimische Spitze. Denn seit langem argumentiert die BJP, dass für alle Einwohner Indiens die gleichen Gesetze gelten sollen. Bislang gibt es in dem multireligiösen, aber mehrheitlich hinduistischen Land für verschiedene Religionsgruppen bei Heirat, Scheidung und Erbschaft unterschiedliche Regelungen. Unter dem Vorwand, gleiches Recht für alle durchsetzen zu wollen, wird also unterschwellig Stimmung gegen die größte Minderheit im Land gemacht. Laut Beobachtern könnten andere Bundesstaaten mit BJP-Mehrheit dem Beispiel Uttarakhands folgen. In wenigen Monaten steht in Indien die Parlamentswahl an. (dpa/jW)

  • Leserbrief von Onlineabonnent/in Marcus B. (11. Februar 2024 um 18:17 Uhr)
    Polygamie fördert Konflikte. Es werden etwa gleich viele Jungen und Mädchen geboren, was im Wesentlichen zur Monogamie passt. Wenn Männer mehrere Frauen haben wollen, müssen also jede Menge keine abbekommen und/oder beseitigt werden. So oder so steckt also der Konflikt schon in der Prämisse. So kann man dann z. B. diejenigen, die »zu viel« sind, auch viel leichter dazu überreden, den Märtyrergürtel (aus Dynamit) umzuschnallen, denn auf ihn warten ja 72 Jungfrauen im Jenseits – unerwähnt bleibt nur, dass es die gleichen Jungfrauen für alle sind und dass diese immer noch (!) Jungfrauen sind. Man sollte solche Praktiken also nicht aus falsch verstandener Religionsfreiheit schützen. Wer nicht rechnen kann, darf eben nicht mitreden. Auch die Kirche musste irgendwann einsehen, dass die Erde nicht der Mittelpunkt des Universums ist und zunächst einmal keine Scheibe. Wenn sich Moslems gegen die einfachsten Erkenntnisse wehren – ist ja keine Raketenwissenschaft –, muss man dafür keine weltlichen Gesetze verbiegen. Von der Warte hat diese Gesetzgebung jedenfalls meine Unterstützung, ebenso das Verbot von Beziehungen unter Beteiligung Minderjähriger und/oder unter Zwang. Wenn unter den gegebenen Umständen eine Registrierung erforderlich ist, um überhaupt erst mal ein Lagebild zu bekommen, dann ist das zwar nicht unbedingt die reinste freiheitlich demokratische Art und Weise, allerdings kann man ja schlecht Gesetze erlassen, die nicht durchsetzbar sind, weil ihre Einhaltung nicht kontrollierbar ist. Und sowieso will ich mehr Religionsfreiheit: die Freiheit von Religion! Kreuzzüge etc. pp. sind doch mahnende Beispiele der Geschichte. Mehr Wissen, weniger Glaube. Es könnte alles so einfach sein … Ist die Existenz der Taliban nicht Abschreckung genug? Muss man in einer marxistischen Zeitung für den Schutz bescheuerter religiöser Praktiken einstehen – liest sich zumindest so? Marx, Lenin und Co. rotieren im Grab.
    P.S.: Den Treppenwitz, das dieser Artikel unter Feminismus einsortiert ist, habe ich auch erst buchstäblich auf der Treppe verstanden.

Mehr aus: Feminismus