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Aus: Feminismus, Beilage der jW vom 06.03.2024
Feminismus

Gesellschaftliche Notwendigkeit

Feministischer Kampf um Anerkennung, Freiheit und selbstbestimmtes Leben
Von Ina Sembdner
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Die Dragkünstlerin und Aktivistin Belinda Qaqamba Kafassie posiert im Township Khayelitsha vor einer gemeinschaftlichen Freiluftküche

Die Nachrichten sind leider auch im Jahr 2024 (noch) die gleichen: Frauen sind in allen Bereichen des Lebens benachteiligt und müssen täglich mehr arbeiten, kämpfen und wegstecken als Männer. Und vor allem bei letzterem ist noch nicht einmal die Rede von jenen, die sich heteronormativen Vorgaben entziehen, wie die Protagonistinnen der Bilderserie in dieser Beilage. Das gemeinsame Projekt der südafrikanischen Fotografin Lee-Ann Olwage und der Dragkünstlerin und Aktivistin Belinda Qaqamba Kafassie erzählt die Geschichten schwarzer queerer, geschlechtsuntypischer und transgeschlechtlicher Menschen, die in den Townships Südafrikas aufgewachsen sind und sich dort in ihrem Alltag zurechtfinden müssen.

Aus ihrem Alltag gerissen werden Frauen in El Salvador, die eine Schwangerschaft beenden wollen oder müssen – etwa nach einer Vergewaltigung. Denn dafür werden sie bestraft und teilweise sogar mit Mordanklagen überzogen. Das zu verhindern, hat sich die Gruppe »Agrupación Ciudadana por la Despenalización del Aborto« auf die Fahnen geschrieben – mit Erfolg, wie Tom Beier von Abigail Cortez erfahren hat. Denn 73 Frauen konnten mit Hilfe der Aktivistinnen aus dem Gefängnis geholt werden.

Andere hatten nicht so viel Glück, wie Annuschka Eckhardt erfahren musste, als sie Anni in Berlin traf. Die junge Frau wurde von ihrem Partner verprügelt, die Polizei aber stand vor ihrer Tür. Und ein Schutzplatz war schon gar nicht frei – eine Antwort, die von der Berliner Initiative gegen Gewalt an Frauen (BIG) leider viel zu häufig gegeben werden muss. Diese Entwicklung wird sich noch verschärfen, sollten konservative oder ultrarechte Kräfte die politische Oberhand gewinnen. Lauraine Meyer bezeugt in ihrem Sachcomic »Feminists in Progress« diese Tendenzen und macht der Rezensentin Mona Grosche zufolge klar, warum Feminismus keine abgehobene verschrobene Theorie ist, sondern eine gesellschaftliche Notwendigkeit.

Das hat auch die Sozialistin Clara Zetkin schon vor mehr als 100 Jahren propagiert. Florence Hervé bat Herausgeberin Marga Voigt zum Gespräch über den kürzlich erschienenen zweiten Band ihrer Briefe. Die »Revolutionsbriefe« Zetkins vereinen Politisches und Persönliches, sind gleichermaßen umfangreich bei sachlich-analytischen politischen Themen wie bei persönlicher Anteilnahme, so Voigt. Geflüchteten Frauen wird diese Anteilnahme oft verwehrt, schreibt Annika Geis in ihrem Artikel »Migration ist weiblich«. Sei es im Hinblick auf ihre Wohnsituation oder ihre spezifischen Bedürfnisse, bedingt durch Gewalt und Traumata auf der Flucht.

Das Filmkollektiv »Generation Tochter« wollte sich nicht damit abfinden, am Set im Hintergrund zu bleiben und das Metier ihren männlichen Kollegen zu überlassen. Gitta Düperthal erfährt im Gespräch mit Lisa Marie Bardoux, dass sich das Ergebnis sehen lassen konnte: In ihrem ersten Film konnten viele leitende Positionen, etwa für Szenenbild oder Ton, weiblich besetzt werden; auch Regie und Kamera waren in Frauenhand. Die Botschaft der Filmemacherinnen für jene, die sich feministisch im Patriarchat behaupten wollen: »Man muss nicht immer kämpfen, um sich einzubringen.«

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Das Verwaltungsgericht Berlin hat entschieden und die Klage des Verlags 8. Mai abgewiesen. Die Bundesregierung darf die Tageszeitung junge Welt in ihren jährlichen Verfassungsschutzberichten erwähnen und beobachten. Nun muss eine höhere Instanz entscheiden.

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