Rosa-Luxemburg-Konferenz am 11.01.2025
Gegründet 1947 Sa. / So., 21. / 22. Dezember 2024, Nr. 298
Die junge Welt wird von 3005 GenossInnen herausgegeben
Rosa-Luxemburg-Konferenz am 11.01.2025 Rosa-Luxemburg-Konferenz am 11.01.2025
Rosa-Luxemburg-Konferenz am 11.01.2025
Aus: Ausgabe vom 19.03.2024, Seite 10 / Feuilleton
Film

Coen im Kornfeld

Von Maik Rudolph

Am 10. März wurden in Hongkong zum 17. Mal die Asian Movie Awards vergeben. Der aus Xi’an stammende Regisseur Zhang Yimou (Foto) hat gleich doppelt abgeräumt: den Preis für sein Lebenswerk und den Preis für den größten asiatischen Filmerfolg an den Kinokassen 2023 (»Full River Red«).

Als Regisseur der fünften Generation chinesischer Filmemacher prägten ihn die Jahre der Kulturrevolution. Sein Interesse an der schonungslosen Wiedergabe historischer Stoffe zieht sich durch all seine Filme. Mit der gleichnamigen Verfilmung von Mo Yans »Rotes Kornfeld« 1987 begann seine Karriere als chinesischer Spielberg. Der Film ist ein stilisiertes Märchen, der »Fabelhaften Welt der Amélie« nicht unähnlich, über Vergewaltigung, überkommene Geschlechterrollen, blutige Vergeltung und Widerstand gegen die japanischen Besatzer – erzählt anhand des Alltags in einer Hirseschnapsbrennerei.

Mit den ästhetischen, verspielten Wuxia-Filmen »Hero« (2002) und »House of Flying Daggers« (2004) schaffte er auch den internationalen Mainstreamdurchbruch. Wie bei seinem US-amerikanischen Vetter im Geiste folgten auf eine innovative Frühphase einige rein kommerzielle Erfolge, die weniger von künstlerischen Belangen waren. In der Hochphase seines Erfolgs zeichnete Zhang Yimou auch verantwortlich für die Inszenierung der Feierlichkeiten zu den Olympischen Spielen in Beijing 2008.

Nicht von der Hand zu weisen ist seine Faszination für das Werk der Coen-Brüder: Mit dem unbekannten »A Woman, a Gun and a Noodle Shop« (2009) adaptierte er den ersten Film der Brüder, »Blood ­Simple« (1984), einen Noirspätwestern, und versetzte ihn aus dem modernen Texas in die Wüste Gobi im vormodernen China.

Mit »Full River Red« drehte er seinen eigenen Coen-Film: Ein Whodunit am Hofe in der Südlichen Song-Dynastie, der chinesische Historie zu einem Krimi verwebt und der gerade auch durch seinen mit traditionellen Instrumenten aufgenommenen HipHop-Soundtrack besticht, der jede Szene abschließt und rekontextualisiert.

Mehr aus: Feuilleton