Die Lücke, die er lässt
Freiburg. Christian Streich verkündete das Ende einer Ära: Der amtsmüde Trainer kann und will nach zwölfeinhalb Jahren nicht mehr. Der 58jährige wird den SC Freiburg auf eigenen Wunsch zum Saisonende verlassen – und reißt eine Lücke. Den Sportclub hat er von einer Fahrstuhlmannschaft zum regelmäßigen Europacup-Teilnehmer geformt, mit seinem Blick über den Tellerrand hinterließ er in der Liga Spuren über den Fußball hinaus. »Dieser Verein ist mein Leben, ich bin außergewöhnlich dankbar«, sagte Streich ganz bedächtig in seiner Videobotschaft: »Ich habe lange überlegt, wir haben lange gesprochen. Aber nach 29 Jahren ist es der richtige Zeitpunkt, um neue Energien, neue Leute und neue Möglichkeiten reinzulassen. Ich glaube auch, dass unsere Spieler diese neuen Energien brauchen.«
Streich hatte im Januar 2012 als Nachfolger von Marcus Sorg das Traineramt bei den Profis übernommen. Die Spieler hatten bis zuletzt um ihren Chef geworben. »Die Hoffnung stirbt zuletzt. Wir werden seine Entscheidung respektieren und mittragen«, hatte SC-Kapitän Christian Günter am Sonntag gesagt, Nicolas Höfler schwärmte von einem »brutal guten Trainer«.
Doch der mit Profierfahrung und Lehramtsstudium ausgestattete Metzgersohn war mehr als das. Der kauzige Hitzkopf an der Seitenlinie wurde schnell zu einer moralischen Instanz. Deutlich positionierte er sich etwa immer wieder gegen die AfD. Seit 1995 stand Streich beim SC als Jugendtrainer unter Vertrag. Gerne bezeichnet er den Gewinn der deutschen Meisterschaft mit den A-Junioren im Jahr 2008 als seinen größten Erfolg, obwohl er mit den Profis 2022 das Finale des DFB-Pokals erreichte. Mit der Männermannschaft durfte er 2015 sogar absteigen, ohne dass eine Abberufung im entferntesten ein Thema war. Prompt stieg er postwendend wieder auf. Zuletzt erreichte er mit dem Sportclub gar zweimal das Achtelfinale der Europa League, Abstiegssorgen gehören der Vergangenheit an.
Auch wenn er die 16 Jahre andauernde Amtszeit von Volker Finke nicht toppt, sind seine Fußstapfen nach knapp 500 Spielen riesig. Ein Nachfolger wird es nicht leicht haben. Als externe Lösung steht der Name Urs Fischer im Raum, interne Lösungen wären Kotrainer Julian Schuster oder U23-Coach Thomas Stamm. »Ich bin der festen Überzeugung (…), dass sehr gute Entscheidungen getroffen werden«, sagte Streich, von nun an Zuschauer. (dpa/jW)
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