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Aus: Ausgabe vom 25.03.2024, Seite 10 / Feuilleton
Archäologie

Die ewige Armee

Am 29. März 1974 wurden nordöstlich der zentralchinesischen Stadt Xi’an am Fuße des Lushan-Gebirges die ersten Hinweise auf die Terrakottakrieger gefunden: ein Heer aus Ton, errichtet für das Mausoleum von Qin Shi Huang, dem ersten Kaiser Chinas. Xi’an ist eine Stadt mit mehr als 3.100jähriger Geschichte und war die Hauptstadt von 13 Dynastien.

Rund 8.000 Kriegerfiguren, die als Leibwache den Kaiser auch nach seinem Tod beschützen sollten, wurden gefunden. Heute ist das Terrakottamuseum eine der bekanntesten Touristenattraktionen der Volksrepublik. Seit 1987 gehört die letzte Ruhestätte des Kaisers Qin offiziell zum Weltkulturerbe der UNESCO. Die Terrakottakrieger und -pferde besäßen »außergewöhnliche technische und künstlerische Qualitäten«, begründeten die Experten ihre Entscheidung. Die Armee sei ein »einzigartiges Zeugnis« der militärischen Organisation in China zur Zeit der Streitenden Reiche (475–221 v. u. Z.) und des kurzlebigen Kaiserreichs der Tausend Generationen (221–210 v. u. Z.).

Auch ein halbes Jahrhundert nach ihrer Entdeckung faszinieren die Terrakottakrieger Archäologen. Längst sind nicht alle Rätsel gelöst. Und mit dem Fortschritt der Technik eröffnen sich auch neue Möglichkeiten der Restaurierung und Konservierung. So gibt es im Museum eine Art »Krankenhaus« für die Relikte. Dort, so berichtete die staatliche Nachrichtenagentur Xinhua im Oktober, werden die ausgegrabenen Krieger mit Röntgen- und Ultraschallbildern sowie weiteren Verfahren untersucht.

Die Ausgrabungsstätte gliedert sich in drei Hauptbereiche. Grube eins wurde zuerst gegraben, und ist bis heute die bekannteste. Hier befand sich die Hauptinfanterieeinheit der Armee. Grube drei, die Ende der 1980er fertig wurde, enthält die Figuren mehrerer hochrangiger Offiziere in einem kleinen Kommandoposten. Als entscheidendes Puzzlestück für das Verständnis des Terrakottakriegerkomplexes gilt jedoch Grube zwei, auf die sich die Forschung nun konzentriert. Erste Ausgrabungen fanden hier 1994 und nach einer Pause wieder ab 2015 statt.

Wie Grabungsleiter Zhu Sihong im vergangenen Jahr dem chinesischen Onlineportal Sixth Tone berichtete, deuten die Untersuchungen darauf hin, dass hier vor allem die »Spezialeinheiten« der Armee beheimatet waren: eine gemischte Einheit aus berittenen Truppen, Bogenschützen und Streitwagen. Von den neuen Funden erhofft sich Zhu noch nie dagewesene Einblicke in die Funktionsweise einstiger Armeen. (dpa/jW)

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