Perspektive der Opfer
Gewalttaten extremer Rechter seit 1945 stehen im Mittelpunkt einer Ausstellung des NS-Dokumentationszentrums München. »Der rechte Terror ist die größte Bedrohung für die Sicherheit in Deutschland«, sagte Kurator Steffen Liebscher am Mittwoch. Die Ausstellung »Rechtsterrorismus. Verschwörung und Selbstermächtigung – 1945 bis heute« solle deshalb informieren, aufklären und auch sensibilisieren. Und es geht um die Motive: Die Absicht der Terroristinnen und Terroristen sei es, Staat und Gesellschaft zu schwächen und ein Klima der Angst zu erzeugen. Zu sehen ist die kleine, aber inhaltsreiche Schau von Donnerstag bis zum 28. Juli. 25 Fälle wurden beispielhaft herausgegriffen, darunter der Oktoberfest-Anschlag von 1980, das Attentat 2016 am Olympia-Einkaufszentrum in München oder die Mordserie des NSU. Auch die Anschläge 2020 in Hanau oder 2011 in Oslo und auf der Insel Utøya kommen vor. Zu den frühesten Ereignissen zählen Anschlagspläne, die sich 1946 gegen Teilnehmer der Nürnberger Prozesse richteten. Dem Ausstellungsteam erschien es wichtig, auch die Perspektive der Opfer und ihrer Hinterbliebenen zu zeigen. Fotos, Dokumente oder Briefe ergänzen deshalb die Texte, die über die einzelnen Taten informieren. Die Jüdische Gemeinde zu Halle (Saale) stellte den Türrahmen der Synagoge zur Verfügung, die 2019 ein Attentäter mit Waffen und Sprengsätzen attackiert hatte. Die Tür hielt stand, statt dessen erschoss der Täter draußen eine Passantin und einen jungen Mann. Auch ein Drohschreiben, das der Bürgermeister von Schnaittach 2020 in Form einer »Beileidskarte« erhielt, ist zu sehen. (dpa/jW)
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