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Aus: Ausgabe vom 22.05.2024, Seite 10 / Feuilleton
Filmfestival Cannes

Monster der Macht

Der frühere US-amerikanische Präsident Donald Trump will Medienberichten zufolge gegen einen Film vorgehen, der ihn in einem negativen Licht erscheinen lässt. »Wir werden eine Klage einreichen, um gegen die eklatant falschen Behauptungen dieser angeblichen Filmemacher vorzugehen«, sagte Trump-Sprecher Steven Cheung dem Branchenmagazin Variety.

»Alle reden darüber, dass er viele Leute verklagt hat, aber sie reden nicht über seine Erfolgsquote«, sagte der Regisseur des Films, Ali Abbasi, am Dienstag in Cannes. Es geht um Abbasis Film »The Apprentice«, der bei den Filmfestspielen Premiere feierte. Das Werk ist ein Biopic über den jungen Trump und spielt in den 70er und 80er Jahren, als dieser sein Immobiliengeschäft in New York ausbaute. Der Film porträtiert Trump als eine Art skrupelloses Monster. Im Film vergewaltigt die Trump-Figur seine frühere Ehefrau Ivana Trump, in einer anderen ist zu sehen, wie er eine Fettabsaugung durchführen lässt. Der rumänisch-US-amerikanische Schauspieler Sebastian Stan verkörpert den heute 77jährigen.

Trump tritt zur Präsidentschaftswahl im November erneut als Kandidat an und muss sich aktuell wegen eines Schweige­geldprozesses vor Gericht verantworten. In dem Prozess geht es um den Vorwurf der Staatsanwaltschaft, Trump habe seine Aussichten auf einen Erfolg bei der Präsidentschaftswahl 2016 durch die Zahlung von 130.000 Dollar an die Pornoproduzentin Stormy Daniels verbessern wollen und den Geldfluss danach absichtlich falsch verbucht.

In Cannes ist auch eine Dokumentation über Daniels mit dem Titel »Stormy« Thema. Das Werk, an dem Daniels beteiligt ist, wird auf dem »Marché de Film«, der den Filmfestspielen angeschlossenen Messe vermarktet. Die Doku schildert Medienberichten zufolge aus Daniels Sicht, wie sie sich mit den Nachwirkungen der angeblichen sexuellen Beziehung zu Trump auseinandersetzte.

»The Apprentice« erzählt auch von der Freundschaft von Trump und dem Rechtsanwalt Roy Cohn (Jeremy Strong). Im Film wird es so dargestellt, als habe Cohn Trump maßgeblich zu seiner Karriere verholfen – Trump ihn aber später fallen gelassen, als er ihm nicht mehr dienlich war. Cohn starb 1986 an Aids. Im Film distanziert sich Trump auch wegen der Krankheit von ihm.

Der US-amerikanische Drehbuchautor Gabriel Sherman sagte in Cannes, dass er sich bei seiner Darstellung Trumps auf reale Begebenheiten gestützt habe. Viele Produzenten hätten nichts von der Filmidee gehalten. »The Apprentice« ist eine kanadische, dänische und irische Koproduktion. Abbasi ergänzte: »Das ist wirklich kein Film über Donald Trump. Es ist ein Film über ein System und die Art und Weise, wie das System funktioniert und wie das System aufgebaut ist, und wie Macht sich in diesem System äußert.« (dpa/jW)