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Aus: Ausgabe vom 28.05.2024, Seite 2 / Ausland
Ukraine

Angriffe auf Abwehr Russlands

Kiew: Langstreckenrekord bei zweiter Attacke auf atomares Frühwarnsystem
Von Arnold Schölzel
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Immer näher an den Rand eines Atomkriegs: Start einer ukrainischen Aufklärungsdrohne (Saporischschja, 26.5.2024)

Die Ukraine hat nach Angaben ihres Geheimdienstes am Sonntag ein Ziel rund 1.500 Kilometer hinter den Frontlinien in Russland angegriffen. Damit sei ein Langstreckenrekord bei Drohnen aufgestellt worden, erklärte ein Mitarbeiter des Dienstes am Montag in Kiew gegenüber der Ukrainskaja Prawda. Ziel sei das Frühwarnradar »Woronesch M« nahe der Stadt Orsk an der Grenze zu Kasachstan gewesen. Mit ihm können gleichzeitig bis zu 500 Flugobjekte in bis zu 8.000 Kilometer Entfernung geortet werden. Bereits am Donnerstag hatten Drohnen eine Anlage vom Typ »Woronesch DM« beim südrussischen Armawir angegriffen und zum Teil zerstört (siehe jW-On­line-Extra vom 26. Mai). Die insgesamt zehn »Woronesch«-Systeme sind Teil der strategischen Abwehr von Atomraketen. Das Internetportal ­rt.com zitierte am Sonnabend den russischen Senator Dmitri Rogosin zum Angriff vom 23. Mai: »Wenn solche feindlichen Aktionen nicht gestoppt werden, wird ein unumkehrbarer Zusammenbruch der strategischen Sicherheit der Atommächte beginnen.« Am Sonntag berichtete der britische Telegraph, der norwegische Militärexperte Thord Are Iversen, habe erklärt: »Es liegt im Interesse aller, dass das russische Raketenwarnsystem gut funktioniert.«

Hintergrund: Erst am 31. Mai endet das größte NATO-Manöver seit dem Kalten Krieg »Steadfast Defender«. Zugleich mehren sich Forderungen, NATO-Truppen einzusetzen. Die Parlamentarische Versammlung des Pakts verabschiedete am Montag bei ihrer Frühjahrstagung in der bulgarischen Hauptstadt Sofia eine Erklärung unter dem Titel »Der Ukraine bis zum Sieg beistehen«, wonach Kiew erlaubt werden soll, mit westlichen Waffen russische Ziele anzugreifen. Die Zeit sei gekommen, einige Einschränkungen aufzuheben, erklärte NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg bei dieser Gelegenheit. Noch am selben Tag wies die Bundesregierung das Ansinnen zurück, von NATO-Gebiet aus einen Abwehrschirm gegen russische Luftangriffe auf die Westukraine zu errichten. Regierungssprecher Steffen Hebestreit erklärte in Berlin: »Das wäre aus unserer Sicht eine Beteiligung, eine direkte Beteiligung an diesem Konflikt. Und das ist etwas, was wir nicht anstreben.«

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  • Leserbrief von Ullrich-Kurt Pfannschmidt (28. Mai 2024 um 08:44 Uhr)
    Man sollte die Relationen beachten. Wenn die Ukraine ein militärisches Ziel in Russland angegriffen hat, dann ist das verschwindend gering gegenüber den russischen Angriffen auf ukrainische Ziele aller Art seit über zwei Jahren (zuletzt ein Baumarkt in Charkiw)! - Als Wehrpflichtiger in der ehemaligen DDR-Volksarmee lernte ich seinerzeit, dass nach einer Aggression das Kriegsgeschehen sofort auf das Territorium des Aggressors übertragen und dieser dort vernichtend geschlagen werden müsse. Glücklicherweise widerstand die Ukraine bisher dieser (möglichen) Versuchung, denn sie wäre der hochgerüsteten militärischen Großmacht Russland nicht annähernd gewachsen. - Es sei auch erwähnt, dass W. Putin und seine Leute (im Artikel Dmitri Rogosin), immer wieder mal verbal mit Atomwaffen herumfuchteln. Ist das friedensfördernd?
    • Leserbrief von Andreas Kubenka aus Berlin (28. Mai 2024 um 18:17 Uhr)
      Sicher, lieber Ullrich-Kurt Pfannschmidt, haben Sie bei der NVA auch gelernt, dass Schläge gegen das Frühwarnsystem, das vor Nuklearwaffenangriffen schützen soll, als »Enthauptungsschläge« gegen die Zweitschlagskapazität gewertet werden und also zu entsprechenden Maßnahmen gegen den Angreifer führen, als den man den nuklear bewaffneten Hauptrivalen vermuten muss. Selbst wenn sich dieser – wie aktuell – eines Marionettenregimes bedient!

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