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Aus: Ausgabe vom 30.05.2024, Seite 9 / Kapital & Arbeit
Erdrutsch in Papua-Neuguinea

Bergung mit bloßen Händen

Nach dem Erdrutsch in Papua-Neuguinea kommt Hilfe nur langsam in die abgelegene Region
Von Thomas Berger
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Mit Händen, Stöcken, Schaufeln und Eisenstangen versuchten Helfer, verunglückte Personen zu erreichen

Durch den verheerenden Erdrutsch in der Provinz Enga in Papua-Neuguinea ist eine vierstellige Zahl von Menschen obdachlos geworden. Etwa 7.900 Personen sollen jetzt in Sicherheit gebracht werden, denn das Gelände rund um die verschüttete Ortschaft Yambali gilt noch immer als instabil. Das berichteten etwa das UN-Kinderhilfswerk UNICEF und andere Behörden der Vereinten Nationen. Es bestehe die Gefahr weiterer Erdrutsche. Weil es an befestigten Straßen im armen Papua-Neuguinea abseits der Hauptstadt Port Moresby mangelt, gelang es auch mehrere Tage nach dem Unglück noch nicht, schweres Gerät dorthin zu bringen. Bilder zeigen, wie die Hilfskräfte mit Schaufeln, Eisenstangen und bloßen Händen in den Massen von Schlamm graben oder Überreste zerstörter Häuser aus dem Weg räumen.

Insbesondere die hochentwickelten regionalen Nachbarn Australien und Neuseeland sagten umgehend Unterstützung zu. Robert Marles, der sozialdemokratische Verteidigungsminister und Vizepremier in Canberra, betonte, Australien wolle sowohl Experten als auch Technik sowie logistische Hilfe in die Provinz schicken lassen. Beim Index für menschliche Entwicklung (Human Development Index, HDI), der verschiedene sozioökonomische Einzelfaktoren bewertet, liegt Papua-Neuguinea auf Rang 154 von 193 erfassten Ländern. Enga ist eine abgelegene Provinz, in der Zentralregion gibt es immer wieder Konflikte zwischen den dort lebenden Ethnien, so dass auch Militäreinheiten Hilfstransporte begleiten.

In der Nacht zum 24. Mai hatten in Bewegung geratene Erdmassen im zentralen Hochland, 600 Kilometer nordwestlich der Hauptstadt nahezu ein ganzes Dorf unter sich begraben. Ging man am Wochenende zunächst von annähernd 670 Toten aus, wurde die Zahl mittlerweile auf mindestens 2.000 Opfer erhöht. Noch immer sind erst relativ wenige Leichen geborgen worden. Helfer nehmen aber an, dass kaum mehr Aussicht besteht, Verschüttete noch lebend zu bergen. »Aus einer Rettungs- ist eine Bergungsmission geworden«, zitierte etwa die Washington Post Niels Kraaier, Landeschef des Kinderhilfswerkes UNICEF. Gerade Kinder seien »zutiefst traumatisiert durch den Verlust ihrer Familien, ihres Zuhauses und der wirtschaftlichen Existenzgrundlage«. Derweil wächst auch die Sorge vor dem Ausbruch von Seuchen.

Sie habe 18 Angehörige verloren, sagte eine ältere Einwohnerin von Yambali gegenüber BBC. »Das hier war mal eine lebendige Gemeinschaft. Jetzt sieht es aus wie auf dem Mond«, sagte Provinzchef Sandis Tsaka, der zweimal vor Ort war, gegenüber Radio New Zealand. Gerade in der Regenzeit kommt es auf der tropischen Insel im Südwestpazifik häufiger vor, dass aufgeweichte Berghänge nachgeben. Einen Erdrutsch dieser Dimension – Luftbilder zeigen ein breites gelbbraunes Band auf 600 Meter Länge im umgebenden Grün – gibt es dagegen selten. Die hohe Opferzahl resultiert vor allem daraus, dass die Wohnhäuser unmittelbar am Fuße des Unglückshanges lagen und der Schlamm die Siedlung teils sechs Meter unter sich begrub. Die häufigen Gewalteskalationen in der Zentralregion sind einerseits ein Resultat mangelnder staatlicher Bemühungen zur Besserung der Lebenssituation vor Ort, verhindern aber auch bestimmte Entwicklungsvorhaben.

Der Auslöser dieses besonders verheerenden Erdrutsches wird weiter untersucht. Der Einfluss eines Erdbebens der Stärke 4,5, das wenige Tage zuvor insbesondere die Provinz Enga erschüttert hatte, ist bislang noch unklar. Möglicherweise war der Hang am Dorfrand schon dabei instabil geworden. Außerdem könnte ein zusätzlicher Blitzeinschlag in den Berg, von dem in einigen Medienberichten die Rede war, die riesige Schlammlawine unmittelbar ausgelöst haben. Der genaue Hergang der Katastrophe aber sei demnach vermutlich nie bis ins letzte Detail zu ermitteln.

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