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Aus: Ausgabe vom 30.05.2024, Seite 10 / Feuilleton
Rock

Teil einer Jugendbewegung

Unsung Heroes (24): Rampage
Von Frank Schäfer
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An der Gitarre: Roland Grapow

Die Rampage-Musiker haben zuvor in diversen Bands gespielt, aber für ihr Debüt »Victims of Rock« von 1981 sehen sie zum ersten Mal echte Aufnahmeräume von innen, und das hört man. Die vier Hamburger um den späteren Helloween- und Masterplan-Gitarristen Roland Grapow können spielen, wissen aber noch nicht so richtig, wie sie klingen wollen. Auch Herbert Böhme und seinen Eleven vom Hafenklang-Studio merkt man an, dass sie sich bei dieser Musik nicht wirklich auskennen. Wie denn auch? Modernen Heavy Metal gibt es noch gar nicht richtig. Das Album ist wohl auch deshalb ein bisschen rumpelig produziert, vor allem die Gitarren von Grapow und Karsten Heyer sind viel zu leise im Mix, dabei haben Rampage hier am meisten zu bieten und gehen in guter Early-­Metal-Manier auch schon mal dahin, wo es wehtut. Abgesehen vom Schlagzeuger Rainer Müller darf hier jeder mal singen, vielleicht auch weil es keiner so wirklich bringt, aber sie machen aus der Not eine Tugend und finden sich immer wieder zu mehrstimmigen Chorsätzen zusammen, die ihren Refrains melodisch durchaus etwas hinzufügen. Ihr nassforsche Heavy-Attitüde, die sich an Saxon und Judas Priest orientiert, bekommt dadurch aber auch wieder einen Drall in Richtung klassischen US-Hard-Rock.

Das Titelstück »Victims of Rock« ist eine dieser typischen Selbstvergewisserungen, die gerade in den frühen Jahren des Genres jede Band im Programm hatte. Man singt über das, was gerade musikalisch und auch gruppendynamisch passiert. Da sind »the heavy metal guitars, the drums and all the bass«, die im lauten Zusammenspiel die Luft zum Vibrieren bringen und auf einmal alles ganz grundsätzlich verändern. Rampage sind Teil einer Jugendbewegung, die sich gerade zu formieren beginnt, und weil alles noch so neu und aufregend ist, gerade hier und jetzt passiert und man dabei sein darf, muss man ständig darüber reden und sich gegenseitig kneifen. Diesen vielbeschworenen Zauber des Anfangs, gepaart mit einer leichten Unsicherheit ob des unbekannten Bodens, den man betritt, all das spürt man hier in jedem Riff. »I Don’t Wanna Be a Rock-’n’-Roll Star«, heißt ein anderer Song. Genau darum geht es, man will eben nicht Teil des alten Rock-Establishments sein, sondern Underground.

Auf dem zweiten Album »Love Lights Up the Night«, mit Rolf Krogmann als neuem Drummer und Hans-Heinrich Barth am Mikro, sieht das schon anders aus. Der Opener und Titel­song erinnert im Twin-Lead-Intro schon fast an einen Scorpions-Song. Die ursprünglichen Metal-Ecken des Debüts bekommen hier noch einen zusätzlichen Schliff. Man hat sich das mit dem Rockstartum vielleicht doch noch mal überlegt. Grapow immerhin schafft es tatsächlich, obwohl es zunächst ganz und gar nicht so aussieht. Er steigt bald nach dem Album aus, spielt jahrelang in keiner festen Band mehr und arbeitet sich als Automechaniker krumm, bis sich Helloween an seine Pionierarbeit mit Rampage erinnern und ihn zurück auf die Bühne holen. Typisch Heavy Metal, hier wird keiner vergessen.

Rampage: »Victims of Rock« ­(Hafenklang)

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