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Aus: Ausgabe vom 03.06.2024, Seite 9 / Kapital & Arbeit
Handelskrieg

Wirtschaftsboom in Südostasien

Region profitiert vom Handelskrieg des Westens gegen China und steht bei Energieversorgung am Scheideweg
Von Thomas Berger
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Mit der Ansiedlung chinesischer sowie westlicher Firmen steigt der Energiebedarf (Reparaturarbeiten in Manila)

Die Wirtschaft in Südostasien boomt. Ein Grund dafür ist der westliche Wirtschaftskrieg gegen China und die daraus resultierenden Verlagerungen von Produktionsstätten. So gründen beispielsweise immer mehr Unternehmen aus der Volksrepublik neue Niederlassungen außerhalb Chinas, um etwa weiterhin Waren ohne Strafzölle in die USA liefern zu können. Gleichzeitig investieren westliche Firmen zunehmend auch in Indien, Vietnam, Thailand, Malaysia oder Indonesien statt nur in China. Auch Deutschland und Vietnam haben Anfang des Jahres eine »strategische Partnerschaft« besiegelt.

Mit dem Wirtschaftsboom steigt der Energieverbrauch in der Region deutlich – und in dieser Hinsicht steht sie am Scheideweg: mehr erneuerbare Energien oder Ausbau der fossilen Energieträger? Eine US-Forschergruppe sieht da nun die Gefahr, dass die südostasiatischen Länder zu sehr auf Erdgas setzen. So steht es in einem am Donnerstag veröffentlichten Bericht des Global Energy Monitor (GEM). Vor allem Vietnam, Thailand, Indonesien und die Philippinen setzten angesichts eines weiterhin stark steigenden Energiebedarfs verstärkt auf den Ausbau der LNG-Infrastruktur, heißt es da. Vor dem aktuellen Wirtschaftsboom sei die Region beim Ausbau von Solar- und Windkraftkapazitäten auf einem guten Weg gewesen. Diese Entwicklung werde nun gebremst, so die GEM-Untersuchung.

Ein prominentes Beispiel ist Vietnam, wo im September das neue LNG-Terminal Cai Mep südöstlich der größten Metropole Ho-Chi-Minh-Stadt an der Mündung des Thi-Vai-Flusses in Betrieb gehen soll. Betreiber sind der Konzern AG & P LNG, der LNG-Terminals entwickelt, und das Bauunternehmen Hai Linh. Dahinter steht als Muttergesellschaft die Nebula Energy LLC, ein US-Investitionsimperium aus Florida. Dort weiß man, dass mit Flüssigerdgas als »Brückenenergieträger« vor allem in Südostasien viel Geld zu verdienen ist. 300 Millionen US-Dollar beträgt die Investition in Cai Mep.

Vietnam gelte »seit einiger Zeit als Schlüsselwachstumsmarkt für LNG in Südostasien«, hieß es Ende Juli 2023 in einem Beitrag des Center on Global Energy Policy der Columbia University. Wenige Tage zuvor, am 10. Juli, war die erste Lieferung am LNG-Terminal Thi Vai angekommen. Betreiber ist Petrovietnam Gas, eine Tochter des Ölkonzerns Petrovietnam. Dieser investierte 85 Millionen US-Dollar, weitere 200 Millionen kamen über Kredite von HSBC sowie je zwei taiwanesische und vietnamesische Banken. Nach den aktuellen Plänen der Regierung, die im Papier der Columbia University nachzulesen sind, könnte es bis 2035 nicht weniger als sieben LNG-Terminals entlang der vietnamesischen Küste geben. Bis 2050 will das Land klimaneutral sein, 2040 sollen die letzten Kohlekraftwerke vom Netz gehen.

Dabei galt Vietnam im Jahr 2020 noch als Solarwunderland, sein Ziel für 2025 hatte es bereits fünf Jahre früher erreicht. Im Jahr 2021 meldete die Vietnam News Agency ein stolzes Plus von 331 Prozent bei der Solarenergie gegenüber dem Vorjahr. Seitdem läuft der Ausbau der Nutzung erneuerbarer Energieträger allerdings mit angezogener Handbremse. Ende 2022 hatten Solar- und Windenergie mit 20 Gigawatt installierter Leistung einen Anteil von 26,4 Prozent an der gesamten Stromerzeugung. Dabei hat allein die Solarenergie in Vietnam laut McKinsey ein Potenzial von 380 Gigawatt.

Ähnlich sieht es bei den regionalen Nachbarn aus. Auf den Philippinen will die Regierung den Gasanteil am Energiemix bis 2040 auf 26 Prozent erhöhen – sieben LNG-Terminals sind an der Küste der nördlichen Hauptinsel Luzon geplant. Vorzeigeprojekt ist ein 3,3 Milliarden US-Dollar teurer LNG-Komplex in der Provinz Batangas. Auch Kohle hat in dem Inselstaat derzeit noch einen Anteil von 47 Prozent, alle erneuerbaren Energien zusammen kommen auf 24 Prozent. Ein Sonderfall ist Kambodscha, wo der Anteil der Erneuerbaren laut Energytracker.asia im März bei mehr als 50 Prozent lag.

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