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Aus: Ausgabe vom 06.06.2024, Seite 1 / Ausland
Israel

Israel setzt auf Eskalation

Rechter Flaggenmarsch in Ostjerusalem und weißer Phosphor über Südlibanon
Von Ina Sembdner
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Besetzung lautstark und aggressiv zelebriert: Ostjerusalem vor dem Flaggenmarsch am Mittwoch

Israels faschistischer Polizeiminister Itamar Ben-Gvir eskaliert an allen Fronten. Nachdem er am Dienstag auf X gefordert hatte, dass »alle Hisbollah-Hochburgen niedergebrannt und zerstört werden müssen. Krieg!«, wollte er am Mittwoch abend den Flaggenmarsch ultrarechter Israelis in Ostjerusalem anführen, der die Besetzung der Stadt im Sechstagekrieg 1967 feiert. Schon am Morgen drangen rund 800 von ihnen das Gelände um die Al-Aksa-Moschee ein – geschützt durch etwa 3.000 Polizeikräfte. Nach Angaben der palästinensischen Agentur WAFA war die Altstadt schon am Vortag in eine Militärzone verwandelt worden, am Mittwoch folgten Verhaftungen und Angriffe auf palästinensische Einwohner seitens der Einsatzkräfte und israelischer Nationalisten. Ben-Gvir kündigte zudem an, dass der Marsch in diesem Jahr durch das Damaskustor und auf den Tempelberg mit der Al-Aksa-Moschee führen werde. Die Polizei erklärte hingegen, sie gehe davon aus, dass der Umzug wie üblich an der Klagemauer ende.

Und auch Premier Benjamin Netanjahu legte am Mittwoch nach. An die Hisbollah im Libanon gerichtet, erklärte er bei einem Besuch in Kirjat Schmona im Norden Israels: »Wer glaubt, er könne uns schaden und wir würden darauf mit Nichtstun reagieren, macht einen großen Fehler.« Auf die seit Beginn des Gazakriegs erfolgenden Angriffe der Hisbollah auf israelische Militärstellungen hat Israel bereits reagiert – und zwar mit dem Einsatz von international geächtetem weißen Phosphor. Ein am Mittwoch von Human Rights Watch vorgelegter Bericht dokumentiert Angriffe auf mindestens 17 Gemeinden im Südlibanon seit Oktober 2023, darunter fünf, in denen die Munition über Wohngebieten eingesetzt wurde. Selbst relativ leichte Verbrennungen durch den Kampfstoff können tödlich sein. Die Hisbollah konzentriert sich demgegenüber offenbar auf das Ausschalten des »Iron Dome«. Am Mittwoch meldete die Organisation, eine Stellung des israelischen Raketenabwehrschirms in Ramot Naftali angegriffen zu haben. Laut Netanjahu sei Israel vorbereitet: »Auf die eine oder andere Weise werden wir die Sicherheit im Norden wiederherstellen«, sagte er.

Hinweis: In einer früheren Fassung hieß es ungenau, die Siedler seien in die Al-Aksa-Moschee eingedrungen. Richtig ist, dass sie durch das Marokkanische Tor in das Moscheegelände eindrangen, nicht aber in das Gebäude selbst. (jW)

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  • Leserbrief von Istvan Hidy aus Stuttgart (6. Juni 2024 um 11:30 Uhr)
    In Israel, um Israel und um Israel herum brennt es überall! In Jerusalem am Jerusalemtag anlässlich des umstrittenen »Flaggenmarsches« ultranationalistischer Israelis, im Westjordanland bei den jüdischen Siedlern, im Süden in Gaza sowie an der Nordgrenze mit der Hisbollah. Auch um Israel herum in der arabischen Welt ist die Situation durch das Vorgehen der Israelis mehr als angespannt. Ich befürchte, dass das kleine »Völkchen« an der Ostküste des Mittelmeers seine Lage, Möglichkeiten und Zukunft angesichts der aktuellen geopolitischen Veränderungen in der Welt nicht richtig einschätzt und sich damit übernimmt. Was hat Israel nach einem dreivierteljährigen Krieg gegen die Hamas von seinen Zielen erreicht? So gut wie nichts, außer Ärger in der Welt. Trotzdem will es sein »Recht« mit militärischen Mitteln in einer muslimischen, arabischen Region durchsetzen, in der es eine winzige Minderheit ist. Wie lange hält die israelische Wirtschaft und Gesellschaft diese und die noch »nötigen« militärischen Anstrengungen durch, und wie lange will und kann die USA noch wirtschaftlich und politisch weiterhelfen? Irgendwie müssen die Israelis auch wissen, dass sie ohne die USA keinen langen Bestand haben werden, weder militärisch noch politisch, geschweige denn angesichts der wirtschaftlichen Schwierigkeiten, die ein ressourcenarmes, hessengroßes Land in feindlicher Umgebung betreffen.

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