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Aus: Ausgabe vom 07.06.2024, Seite 8 / Ansichten

Interpreten des Tages: Baerbock und ihr Amt

Von Ina Sembdner
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Mimik kann sie, Feminismus nicht so gut: Außenministerin Baerbock

Eigentlich ist es müßig, immer wieder über Annalena ­Baerbocks rhetorisches Geschick zu lästern. Aber sie liefert einfach nach Kriegserklärungen und der berühmten 360-Grad-Drehung munter weiter. Eine Lüge (keine Waffenlieferungen an Israel), die sie beim schon ein paar Tage zurückliegenden »Demokratiefest« von sich gab, ist in dieser Zeitung bereits entzaubert worden, eine zweite sorgt weiter für Furore. So erklärte Baerbock, sie habe gesehen – »das war das Schlimmste, was man sich vorstellen kann« –, »wie eine Frau vor laufender Kamera vergewaltigt wird« und zwar in einem Video, das »Hamas-Kämpfer mit ihren, wie heißen die … Go-Pro-Kameras« aufgenommen hätten.

Ohne die sexualisierte Gewalt an jenem Tag in Abrede stellen zu wollen – ein solches Video existiert weder nach Angaben von Israel selbst, noch von der UNO oder den ausgewählten Journalisten, die eine Sondervorführung mit Bildmaterial vom 7. Oktober erhielten. Aufregung darüber gibt es aber eher jenseits der Grenze. Denn hier gilt: Alles kann, aber nichts muss gesagt werden. Und daran halten sich Medienvertreter stoisch.

Die ganze Branche? Nein! Ein dem Berufsethos folgender unbeugsamer Journalist hört nicht auf, Widerstand zu leisten. Schon vergangene Woche suchte Florian Warweg der Wahrheit in der Bundespressekonferenz den Weg zu weisen und fragte, wo Baerbock denn besagtes Video gesehen habe. Aber die Vertreter des Auswärtigen Amtes sind so mit Kriegstreiben und den Aktienkursen der Waffenschmieden beschäftigt, dass sie »diese Aussagen und Berichte, auf die Sie sich beziehen« nicht kennen. Das »feministische« Amt interessiert sich also nicht für UN-Berichte zu Vergewaltigungen, okay. Am Mittwoch kam Warweg erneut nicht weiter und wurde auf die letzte Auskunft an ihn verwiesen. »Der hat aber nichts gesagt.« Antwort: »Das ist Ihre Interpretation.«

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  • Leserbrief von Istvan Hidy aus Stuttgart (6. Juni 2024 um 23:48 Uhr)
    Augen auf! Das Elend der Demokratie, die Unaufmerksamkeit der »Demokraten« wird größer. Das hilft rücksichtslosen politischen Selbstdarstellern und zerstört ihre Existenz. »Wehret den Anfängen!« Das Losverfahren war ein zentrales Element der athenischen Demokratie und sollte sicherstellen, dass alle Bürger eine gleiche Chance hatten, an politischen Prozessen teilzunehmen, unabhängig von Reichtum oder sozialem Status. Es diente dazu, die Beteiligung breiter Bevölkerungsschichten zu fördern und die Machtkonzentration in den Händen weniger zu verhindern.
    In dieser Hinsicht ist Deutschland heute, und nicht mehr die USA, das Land der ungeahnten demokratischen Möglichkeiten. Ein Land, in dem Frau Baerbock mit ihrer Bildung, ihrem Wissen, ihren Ansichten, ihrem Alter und ihrem Benehmen Außenministerin werden kann, ist schon mehr als bemerkenswert, es ist erstaunlich! Wer hat Baerbock zum Gärtner gemacht? Natürlich ironisch gemeint! Sie macht Fehler ohne Ende, verleugnet öffentlich ihren Auftrag als Vertreterin ihrer Wähler, wird beim Lügen ertappt und interpretiert Ereignisse nach ihrer eigenen Fantasie. Sie ist eine von uns Durchschnittsbürgern, fast so, als wäre sie per Losverfahren für die nächsten vier Jahre ausgewählt worden.
    Doch wie in einer echten Demokratie besteht auch die Chance, sie loszuwerden – indem sie weiter nach oben geschoben wird. So wird sie neuerdings als Nachfolgerin der oft kritisch betrachteten EU-Präsidentin »unsere EU-Uschi« gehandelt. Dort kann sie möglicherweise noch mehr Schaden für ihr Wählervolk anrichten.

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