Kein Aufschwung in Sicht
Von Klaus Fischer![5.jpg](/img/450/195815.jpg)
Endlich wieder eine frohe Botschaft? Die Bundesbank wähnt laut ihrer aktuellen halbjährlichen Konjunkturprognose die deutsche Wirtschaft wieder auf dem Aufwärtspfad. Ursache seien der »anziehende private Konsum und bessere Exportgeschäfte ab der zweiten Jahreshälfte«, wie die Nachrichtenagentur dpa am Freitag zitierte. Nicht alle Wirtschaftsakteure teilen diesen vorsichtigen Optimismus. Die Deutsche Industrie- und Handelskammer (DIHK) beispielsweise, eine der einflussreichsten Lobbyorganisationen des deutschen Kapitals, sieht die Industrie weiter in einer »Auftragskrise«.
»Die privaten Haushalte profitieren von kräftig steigenden Löhnen, einer allmählich sinkenden Inflation und dem stabilen Arbeitsmarkt«, sagte Bundesbank-Präsident Joachim Nagel am Freitag bei der Vorstellung der aktuellen Prognose. Für das Gesamtjahr erwartet die Behörde dennoch lediglich ein Wachstum der deutschen Wirtschaftsleistung (Bruttoinlandsprodukt; BIP) um 0,3 Prozent. Im Dezember war noch von einem Plus von 0,4 Prozent die Rede. Für 2025 und 2026 rechnet die deutsche Zentralbank mit Zuwachsraten von knapp über einem Prozent.
Wenn das Realität werden soll, müssten sich einige der Zustände ändern, die die deutsche Wirtschaft 2022 in die Krise gestürzt hatten. Allerdings sind auch nach nunmehr rund zweieinhalb Jahren weder international konkurrenzfähige Energiekosten noch eine volkswirtschaftliche Gesamtstrategie in Sicht, um die Wirkungen der politischen Maßnahmen der »Zeitenwende« (Olaf Scholz) zu neutralisieren, die die Bundesregierung mit dem Beginn des Wirtschaftskrieges gegen Russland Anfang 2022 ausgerufen hat.
Seitdem steigen die Insolvenzen. Unternehmen verlagern Teile der Produktion – oder das Gesamtgeschäft – ins Ausland. Vor allem hochbezahlte Arbeitsplätze – etwa mehrere tausend beim weltgrößten Chemiekonzern BASF, davon ein Teil am bisherigen Hauptstandort Ludwigshafen – gehen verloren. Hinzu kommt der seit langem prophezeite Mangel an qualifizierten Arbeitskräften für jene Bereiche der Wirtschaft, die bislang nicht unmittelbar von der Energiepreisentwicklung gefährdet sind.
Das wird besonders am sogenannten Neugeschäft der Industrie sichtbar. Im April seien die Aufträge unerwartet gesunken. Kunden aus Deutschland und der Euro-Zone hätten weniger bestellt, was die Aufträge um 0,2 Prozent geringer ausfallen ließ als im Vormonat, hatte das Statistische Bundesamt am Donnerstag mitgeteilt. »Damit setzt sich der seit Jahresbeginn anhaltende Negativtrend – wenn auch deutlich abgeschwächt – fort«, kommentierte selbst das stets besonders optimistische Bundeswirtschaftsministerium die Entwicklung.
»Die Auftragseingänge bleiben im Keller«, hatte die Nachrichtenagentur Reuters am Donnerstag DIHK-Außenwirtschaftsexpertin Carolin Herweg zitiert. »Eine Trendwende ist noch nicht in Sicht.« Es fehlten sowohl im Inland als auch im Ausland breit angelegte positive Impulse, so Herweg. So fielen die Bestellungen aus Deutschland um 0,3 Prozent schwächer aus als im März, die aus dem Ausland sanken um 0,1 Prozent. Letzteres gehe auf die ebenfalls weiter im Krisenmodus operierende Wirtschaft der Euro-Zone zurück, wo es einen Rückgang von 1,4 Prozent gab, während die Nachfrage aus dem restlichen Ausland um 0,6 Prozent wuchs.
Deutlich weniger Bestellungen mussten Hersteller von »sonstigen Fahrzeugen«, wozu etwa Flugzeuge, Schiffe und Züge zählen, hinnehmen. Hier gab es einen Einbruch von 15,4 Prozent. Anbieter von Datenverarbeitungsgeräten sowie elektronischen und optischen Erzeugnissen (minus 5,1 Prozent) und elektrischen Ausrüstungen (minus 4,1 Prozent) stießen ebenfalls auf weniger Nachfrage. Zuwächse habe es dagegen in den Bereichen Textilien (plus 10,9 Prozent) und der lange besonders schwer betroffenen Automobilindustrie (plus 4,1 Prozent) gegeben.
Gesunken ist laut Reuters im April allerdings auch der Umsatz im verarbeitenden Gewerbe: Er fiel inflationsbereinigt um 0,9 Prozent im Vergleich zum Vormonat. Im März hatte es ein Minus von 0,4 Prozent gegeben.
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