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Aus: Ausgabe vom 10.06.2024, Seite 16 / Sport
Falscher Acker

Das Mentale

Von René Hamann
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»Ich wurde zu Borussia Dortmund, während meine Mannschaftskameraden zum Glück zu Bayern München Version 2023 mutierten«

Am Ende wurde es noch mal spannend. Der deutliche Vorsprung, den wir durch eine einzigartige Siegesserie herausgespielt hatten, schmolz durch vermeidbare Niederlagen und erzitterte Unentschieden dahin. In der Einzelbilanz wurde ich nach unten durchgereicht. Ich wurde zu Borussia Dortmund, während meine Mannschaftskameraden zum Glück zu Bayern München Version 2023 mutierten. Erst lagen sie lange hinten, dann bekamen sie Zug nach vorne: Am Ende retteten sie Aufstieg und Platz eins, während ich nur noch das Nötigste gewinnen konnte und gegen alle verlor, die ich in der Hinrunde noch geschlagen hatte.

Interessiert Sie nicht, ist Ihnen zu subjektiv? Hier kommt der Clou: Das kann jeder und jedem passieren, das nennt man Einbruch. Schuld ist: das Mentale.

Stichworte gibt es viele. Eisenarm, Nervenflattern, Angst vorm Gewinnen. Die Biologisten unter den Mentaltrainern führen das auf vorsintflutlich antrainierte Reaktionsmuster zurück: Der Körper wird, ich zitiere, »auf Flucht oder Angriff vorbereitet. Stresshormone werden ausgeschüttet, der Mensch befindet sich in einem Alarmzustand«.

Was aber gegen Säbelzahntiger helfen konnte, hilft gegen den allzumenschlichen Gegner auf der anderen Seite des Tisches nur bedingt: Flucht ist keine Option. Nun gibt es zwei andere Muster, in die man verfallen könnte: zum einen die aggressive Art, die Flucht nach vorne. Das eigene Spiel wird hektisch, schnell, unkontrolliert, man spielt mit doppelter Kraft, schlägt doppelt so hart wie zuvor. Ich bin genauso einer: Ich will zuschlagen. Nutzt leider nicht viel, da sich die Fehlerquote entsprechend exponentiell erhöht. Das Spiel geht meist erst recht verloren.

Wie wäre es da mit der anderen Methode? Richtig, das »sichere«, passive Spiel. Es herrscht Risikovermeidung, das Spiel wird ausrechenbar. Wenn das fleischliche Gegenüber, der Endgegner, aber nur ein bisschen cooler ist, durchschaut er das schnell, ergreift die Initiative, macht die Punkte. Auch nicht gut.

Aber wie denn sonst? Man muss mit Stops arbeiten. Damit nicht gemeint sind kurze Bälle, die unmittelbar hinter dem Netz sich in die Tischplatte eingraben. Sind zwar auch gut, beherrschen aber nur die wenigsten. Nein, gemeint ist, dass man sich selbst immer wieder auf null bringen soll. Anhalten, durchatmen, den Stress abbauen, das aggressive oder passive Selbst wegschicken – und wieder mental frisch an den Tisch treten. Da helfen Handtuchpausen, da hilft ein Time-out, oder sonstige Verzögerungstaktiken, die einen selbst wieder runterbringen.

Einfach ist das leider nicht. Denn da wäre ja noch das direkt neben dem Mentalen liegende: das Emotionale. Aber dazu ein anderes Mal. Hier ist erst mal Stop.

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