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Aus den Unterklassen. Von Andreas Gläser

Von Andreas Gläser
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Dem dösenden Fuchs auf der Tribüne wird es zu unruhig: Hertha 03 Zehlendorf

Freundliche Sonne und leichter Wind sorgen für bestes Fußballwetter, am Tag der Entscheidung in der fünftklassigen Oberliga NOFV Nord. Im Fernduell ringen Tabellenführer Hertha 03 Zehlendorf und Lichtenberg 47 um die Tabellenspitze, um den direkten Aufstieg in die Regionalliga Nordost. Zehlendorf führt mit einem Punkt Vorsprung, doch ein Sieg bei Optik Rathenow ist Pflicht. Dass der gelingen kann, wissen mindestens die 222 mitgereisten Unterstützer unter den 450 Zuschauern. Lichtenberg tritt im heimischen Stadion vor 1.000 Zuschauern gegen die TSG Neustrelitz an. Beide Titelaspiranten verzeichneten zuletzt einige Kantersiege gegen die Konkurrenz aus nah und fern. Das erste direkte Duell ging am zweiten Spieltag 2:1 für Hertha aus, das Rückspiel endete 1:1, und Ende März gewann 47 das Viertelfinalspiel im Berlin-Pokal mit 2:1. Zehlendorf verlor im Laufe der Saison nur ein Spiel, Lichtenberg dagegen zwei.

Alles Schnee von gestern. Die alles entscheidenden Spiele beginnen am Sonnabend gleichzeitig um 14 Uhr, im Rathenower Stadion am Vogelsang und im Lichtenberger Hans-Zoschke-Stadion. Das aus den Tagen vor dem Millennium bekannte Muschebubu in den höheren Ligen soll möglichst ausgeschlossen werden. 14.17 Uhr geht Lichtenberg in Führung, 14.23 Uhr gleicht Neustrelitz aus. Für sechs Minuten darf sich der Vorjahresabsteiger aus der Regionalliga als Wiederaufsteiger wähnen. Zehlendorf trifft nach einer halben Stunde und baut die Führung bis zur 48. Spielminute auf ein 3:0 aus. Alles scheint gelaufen. Doch nach einer knappen Stunde keimt Hoffnung in Lichtenberg auf, da man 3:1 führt und Rathenow gegen Zehlendorf auf 2:3 heranrückt. Dem bis dahin dösenden Fuchs auf der Tribüne gegenüber wird es zu unruhig. Er verabschiedet sich vorzeitig. Für 25 Minuten darf in Lichtenberg auf eine Sensation am schönen Rathenower See gehofft werden, bevor die zumeist konzentriert auftretenden Herthaner dort in der 85. Spielminute ein viertes Tor schießen.

Das Internet lässt die Fans der 47er zeitnah am Moment des Grauens teilhaben. In Lichtenberg wird der Vizemeister dennoch gefeiert, denn über kurz oder lang wird es mit dem Verein aus einem der schönsten Fußballstadien der Stadt wieder aufwärtsgehen. Vorerst hat der etwas größere Fußball die kleine Hertha aus dem Südwesten der Hauptstadt wieder, den alten Fußballadel, der bis zur Saison 1997/98 in der Regionalliga auf die einstigen Urgesteine der DDR-Oberliga traf, bevor er für zweieinhalb Jahrzehnte in den Niederungen des Spielbetriebs rangierte, bis runter in der sechstklassigen Berlin-Liga. Herzlich willkommen in der Regionalliga Nordost!

Am 12.6., 19 Uhr, liest unser Autor Andreas Gläser aus seinem Roman »Berlin Nordost Blues« (Periplaneta-Verlag), Ventil-Verlagsbuchhandlung, Florastr. 34 b, 13187 Berlin, Eintritt frei

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