Junges Gemüse

Die Welt kann manchmal ungerecht und grausam sein. Das wurde bei der Europawahl wieder mal überdeutlich. Die Ampelregierung wurde brutal abgestraft, weil die Bürger ihre richtige Politik falsch verstanden haben. Statt dessen hat der Wähler die falsche Politik der Ampelkoalition richtig verstanden, was sich als strategischer Fehler erwiesen hat. Sind die Menschen für die schlaue Ampelpolitik ein bisschen zu dumm?

Wieso die Bürger die tiefe Weisheit der Regierung nicht erkennen wollen, bleibt ein Rätsel. Wo bleibt die Dankbarkeit für »Zeitenwende« und »Doppelwumms«? Vielleicht liegt es daran, dass Rentner und Normalverdiener ihre Wohn- und Heizkosten nicht mehr bezahlen können und immer mehr Waffenexporte immer mehr Krieg bedeuten?

Alles nur eine Frage der Kommunikation und der richtigen Darstellung, meinen die Parteioberen und ihre Strategen. Dabei gibt es gerade in der Ampelregierung genug talentierte Politikerdarsteller. Beispielsweise die Grünen Annalena Baerbock und Robert Habeck oder Elisabeth Paus, die ihre Politikerrollen zuweilen sehr glaubhaft und lebensnah – fast wie im echten Leben – einnehmen können.

Die Wähler manch anderer Parteien sind derweil offenbar der Meinung, dass unter Hitler nicht alles schlecht gewesen sein kann. Zum Beispiel seien die Autobahnen noch gut in Schuss gewesen, zumindest am Anfang. Einige sind auch der Auffassung, dass nicht alle, die bei der Waffen-SS dienten, Verbrecher gewesen wären. Wer würde bei diesen Wählern an junges Gemüse denken? Schade, dass uns Günter Grass diese Frühlingszwiebel nicht mehr häuten wird.