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Aus: Ausgabe vom 15.06.2024, Seite 9 / Kapital & Arbeit
Tesla Hauptversammlung

Elon Musk darf zugreifen

Aktionäre stimmen auf Tesla-Hauptversammlung riesigem Aktienpaket für den Firmenchef zu und beschließen Umzug von Firmensitz.
Von Alex Favalli
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Moneten bis unters Dach: Der Tesla-Chef darf sich ein Milliardenpaket genehmigen

Ein Gehaltspaket von 56 Milliarden US-Dollar für Elon Musk: Tesla-Aktionäre haben dem bei der jährlichen Hauptversammlung am Donnerstag (Ortszeit) in Austin im US-Bundesstaat Texas mehrheitlich zugestimmt. Noch dazu soll der Hauptsitz des Elektroautoherstellers in den Bundesstaat verlegt werden. Der Grund dürfte bei einem Gerichtsverfahren am alten Konzernhauptsitz in Delaware zu suchen sein, wo das Paket im Januar für ungültig erklärt wurde. Musk habe die Bedingungen der letzten Hauptversammlung einem Vorstand diktiert, der mit engen Freunden und seinem Bruder Kimbal Musk besetzt war und somit gegen die gesetzlich bestimmte Transparenz von Unternehmen verstieß, so die Erklärung.

Für Musk ist das Votum ein wichtiger Sieg, um die Kontrolle über das Unternehmen wiederzuerlangen. Über Nacht wurde er wieder zum reichsten Menschen der Welt, mit einem Vermögen weit über 200 Milliarden US-Dollar. Ohne das Gehaltspaket hätte er sich wohl hinter anderen Milliardären wie Jeff Bezos von Amazon einreihen müssen. Nachdem die Abstimmung in Austin kurz nach 16 Uhr (Ortszeit) abgeschlossen wurde, trat Musk auf die Bühne, um sich an das Publikum zu wenden, das seinen Namen rief und jubelnd auf und ab sprang. »Verdammt, ich liebe euch«, sagte er zu den sorgfältig ausgewählten Kleinanlegern. »Wir haben die tollste Aktionärsbasis aller börsennotierten Unternehmen. Wir schlagen nicht ein neues Kapitel auf, sondern ein neues Buch.«

Musks Gehaltspaket ist das bei weitem größte einem CEO jemals zugesicherte. Zum Vergleich: Es sind 55 Milliarden Dollar mehr, als der CEO von Google erhielt. Musk kann sich nun also weiter bereichern, während Tesla durch die chinesische Konkurrenz zunehmend ins Wanken gerät und Tausende Beschäftigte entlässt. Ein anonymer Tesla-Manager, der von den Entlassungen betroffen war, bezeichnete Musk laut Medienberichten im April als »Tauben-CEO«: »Er kommt, scheißt auf uns, und geht wieder.«

Allgemein stehen die Beschlüsse der Versammlung für weiterhin schlechte Arbeitsbedingungen im Unternehmen. Die Forderung einiger Aktionäre, Tesla solle Bemühungen der Beschäftigten, eine Gewerkschaft zu gründen, nicht im Weg stehen, wurde am Donnerstag mehrheitlich abgelehnt. Musk hat sich schon oft gegenüber organisierten Beschäftigten feindselig geäußert. In Schweden hatte sich Tesla zuletzt geweigert, mit den Mechanikern zu verhandeln, die für das Unternehmen arbeiten und inzwischen seit fast sechs Monaten im Streik sind.

Die Aktionäre haben ihr Vertrauen zu Musk bestätigt, die Orientierung wird nun also Profitmaximierung heißen. Dem stehen sowohl Gewerkschaften als auch Besteuerung im Weg, wodurch der Umzug nach Texas nachvollziehbar wird. »Willkommen in einem Staat, in dem es weder eine Einkommenssteuer für Privatpersonen noch für Unternehmen gibt«, freute sich der republikanische Gouverneur von Texas, Gregory Abbott, am Donnerstag auf X.

Der Hauptversammlung war eine intensive Werbekampagne vorangegangen. Es gehe um »Fairness, Respekt und die Zukunft von Tesla«, schrieb Verwaltungsratschefin Robyn Denholm Anfang der Woche in einer Nachricht an die Aktionäre. Wolle Tesla die Aufmerksamkeit von Musk behalten »und ihn motivieren, weiterhin seine Zeit, Energie, seinen Ehrgeiz und seine Visionen einzusetzen, um auch in Zukunft vergleichbare Ergebnisse zu erzielen, müssen wir zu unserer Vereinbarung stehen«. Das deutete an, die Unternehmensführung Musks stehe mit der Abstimmung auf dem Spiel. Doch für den Multimilliardär ging es um mehr als nur Tesla, wäre die Zukunft des Kurznachrichtendienstes X ohne die Zustimmung unsicher gewesen. Denn das soziale Medium wird hauptsächlich durch Tesla-Anteile finanziert.

Nachdem der Aktienkurs im Jahresverlauf 2023 um ganze 29 Prozent gefallen war, stieg er nach Bekanntgabe der Abstimmung um drei Prozent. Zum Kurshöhepunkt im Jahr 2021 lag der Börsenwert von Tesla bei 1,2 Billionen US-Dollar, seitdem sank dieser auf rund 571 Milliarden US-Dollar zusammen und liegt deutlich niedriger als etwa jene von Techgiganten wie Microsoft und Nvidia.

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