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Aus: Ausgabe vom 20.06.2024, Seite 10 / Feuilleton
Lyrische Hausapotheke

Bluthendl am Bachufer (III)

Von Kai Pohl

»Je größer die Raketenreichweite,

desto kürzer der Schwanz«, sinniert Minister

Kaulbarsch alias Krautwickel auf Kricket SM.

Vor Elastopol liegt die Ultramarine

im Minenfeld gen Italien, begraben unter

dem Rosmarin aus nachhaltigen Quellen.

Im Dezernat für retrospektive Gesichts-

formung wird bereits die Zukunft retuschiert.

Die sturmgefällte Stinkesche beim

Hunde-Netto, wo der Mord geschah,

zerschellt neben Toten in Badesachen.

Brigade Sterngarten groovt sich ein

zum NdW-Hit Im Bann der Niedertracht

von Kompanie Lolita: »Wir misten

den Stall aus. Wir reisen gern. Wir sind

die allzu menschlichen Tiere, zweibeinige

Bienen, humane Reptile, die nicht

nachlassen, auf die Ampel zu stieren;

Drachen- oder Liebestöter oder

sogar bereits Mensch-Maschinen …«

Der eine schaufelt sein Moos ins Depot,

der andere streckt sich im Dreck auf der Bank.

Mensch ist Prometheus, ist Sisyphos

im Rentier-Caputalissymos: Im Sommer

einen kühlen Brunnen, im Winter etwas Heu

für die Herde, die den Herzrasen kurzhält,

ist doch das mindeste, was es braucht.

Was ist schon ein Bierdeckel gegen den

ganz großen Filz, wahnhafte Zinkfabeln

in Zankfibeln, die aus der F.A.Z. blinken

beim Verlegen der Alpen nach Nepal,

die stinken vor lauter Flakbenzin.

*

Russisch Ei und Leberkäse

zum Frühstück auf der Weberwiese.

Nudel-, Strudel-, Eisbeinzeit –

Heldenmythos macht sich breit.

Zum Abendbrot gibt’s Milbenkot

und Bienenspucke zu Ostpunkmucke.

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  • Leserbrief von Onlineabonnent/in Joachim S. aus Berlin (19. Juni 2024 um 20:51 Uhr)
    Lieber Kai Pohl, ich empfehle Ihnen, das wunderschöne Gedicht von Eva Strittmatter »Vom Schreiben«. In dem heißt es »Natürlich könnte ich auch komplizierter schreiben. Und könnte Dichtung als Geheimmagie betreiben. Ich könnte Chiffren erfinden, die nur fünf Leute verstehn, und die andern wären die Blinden, wir sechs allein könnten sehn. Ich will aber einfach bleiben und nah am alltäglichen Wort und will so deutlich schreiben, dass die Leute an meinem Ort meine Gedichte lesen und meine Gedanken verstehn und sagen: So ist es gewesen, und das haben wir auch schon gesehn.« Ich denke, sie hat treffend formuliert, dass der Dichter sich nicht an der Macht der verwendeten Worte und Bilder messen sollte. Sondern eher daran, ob er bei vielen ganz normalen Mitmenschen einen spürbaren Widerhall auszulösen vermag.

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