Bluthendl am Bachufer (III)
Von Kai Pohl»Je größer die Raketenreichweite,
desto kürzer der Schwanz«, sinniert Minister
Kaulbarsch alias Krautwickel auf Kricket SM.
Vor Elastopol liegt die Ultramarine
im Minenfeld gen Italien, begraben unter
dem Rosmarin aus nachhaltigen Quellen.
Im Dezernat für retrospektive Gesichts-
formung wird bereits die Zukunft retuschiert.
Die sturmgefällte Stinkesche beim
Hunde-Netto, wo der Mord geschah,
zerschellt neben Toten in Badesachen.
Brigade Sterngarten groovt sich ein
zum NdW-Hit Im Bann der Niedertracht
von Kompanie Lolita: »Wir misten
den Stall aus. Wir reisen gern. Wir sind
die allzu menschlichen Tiere, zweibeinige
Bienen, humane Reptile, die nicht
nachlassen, auf die Ampel zu stieren;
Drachen- oder Liebestöter oder
sogar bereits Mensch-Maschinen …«
Der eine schaufelt sein Moos ins Depot,
der andere streckt sich im Dreck auf der Bank.
Mensch ist Prometheus, ist Sisyphos
im Rentier-Caputalissymos: Im Sommer
einen kühlen Brunnen, im Winter etwas Heu
für die Herde, die den Herzrasen kurzhält,
ist doch das mindeste, was es braucht.
Was ist schon ein Bierdeckel gegen den
ganz großen Filz, wahnhafte Zinkfabeln
in Zankfibeln, die aus der F.A.Z. blinken
beim Verlegen der Alpen nach Nepal,
die stinken vor lauter Flakbenzin.
*
Russisch Ei und Leberkäse
zum Frühstück auf der Weberwiese.
Nudel-, Strudel-, Eisbeinzeit –
Heldenmythos macht sich breit.
Zum Abendbrot gibt’s Milbenkot
und Bienenspucke zu Ostpunkmucke.
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Leserbrief von Onlineabonnent/in Joachim S. aus Berlin (19. Juni 2024 um 20:51 Uhr)Lieber Kai Pohl, ich empfehle Ihnen, das wunderschöne Gedicht von Eva Strittmatter »Vom Schreiben«. In dem heißt es »Natürlich könnte ich auch komplizierter schreiben. Und könnte Dichtung als Geheimmagie betreiben. Ich könnte Chiffren erfinden, die nur fünf Leute verstehn, und die andern wären die Blinden, wir sechs allein könnten sehn. Ich will aber einfach bleiben und nah am alltäglichen Wort und will so deutlich schreiben, dass die Leute an meinem Ort meine Gedichte lesen und meine Gedanken verstehn und sagen: So ist es gewesen, und das haben wir auch schon gesehn.« Ich denke, sie hat treffend formuliert, dass der Dichter sich nicht an der Macht der verwendeten Worte und Bilder messen sollte. Sondern eher daran, ob er bei vielen ganz normalen Mitmenschen einen spürbaren Widerhall auszulösen vermag.
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