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Aus: Ausgabe vom 17.06.2024, Seite 15 / Politisches Buch
Marxistische Debatte

Löhne unter den Reproduktionskosten

Facetten der »Überausbeutung«: Neue Ausgabe der Zeitschrift Marxistische Erneuerung
Von Holger Czitrich-Stahl
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Kämpfe unter schwersten Bedingungen: Kundgebung von Textilarbeiterinnen in Bangladesch (Dhaka, 11.5.2024)

Was heißt »Überausbeutung« konkret, und wie lässt sich der Inhalt des Begriffs mit marxistischen Kategorien erklären? Diese Frage steht – insbesondere hinsichtlich des kapitalistischen Welthandels und der globalisierten Wertschöpfungsketten – im Zentrum des soeben erschienenen Heftes der Zeitschrift Marxistische Erneuerung.

Dass über diesen Begriff, der nur dann sinnvoll erscheint, wenn man ihn mit dem Marxschen Begriff der Ausbeutung verknüpft, diskutiert wird, ist eine Folge der kapitalistischen Globalisierung: Wertschöpfungsketten verbinden Länder unterschiedlichen Entwicklungsgrades, Arbeitsmigration im weltweiten Maßstab expandiert, Arbeitsmigranten leben unter oft katastrophalen Bedingungen. »Überausbeutung«, so argumentieren Janina Puder, Eleonora Roldán Mendívil und Bafta Sarbo, liegt immer dann vor – im globalen Süden wie auch im Norden –, wenn die Entlohnung der abhängig Beschäftigten nicht ausreicht, um deren Reproduktion unter den jeweils unterschiedlichen historischen und moralischen Bedingungen zu sichern.

Drei weitere umfangreiche Aufsätze erweitern diese Debatte. Andy Higginbottom postuliert eine dritte Form des Mehrwerts, den er als »relationalen Mehrwert«, beruhend auf der Senkung der Löhne unter die Reproduktionskosten, bezeichnet. John Smith schreibt, dass erst der voll ausgebildete Imperialismus durch Überausbeutung der Arbeiter des globalen Südens das Wertverhältnis modifizierte und es dem Kapital des globalen Nordens ermöglichte, die Arbeiterklasse an der Ausbeutung des Südens zu beteiligen. Den Zusammenhang von Wertgesetz, Welthandel und internationalem Werttransfer beleuchtet Jörg Zimmermann. So könnten »drei Arbeitstage eines Landes gegen einen eines anderen Landes« getauscht werden, um es mit Marx zu beschreiben. Alle vier Beiträge belegen, dass Inhalte und Methoden des wissenschaftlichen Sozialismus aktuell und inspirierend sind.

Der »Streikmonitor« für das Jahr 2023 zeigt, dass die gewerkschaftlichen Kämpfe zugenommen haben, zugleich aber auf eine Offensive der Unternehmerseite treffen, die mehr statt weniger Arbeit fordert. Seit 2015 wurde nicht mehr an so vielen Tagen von immerhin rund 800.000 Menschen gestreikt. Mehr als drei Millionen Menschen gingen zwischen Mitte Januar und Ende April 2024 gegen rechts auf die Straße. Mehrere Autoren beschäftigen sich mit dieser Protestbewegung. In weiteren Beiträgen geht es unter anderem um Patent- und Urheberrecht im Zeitalter der künstlichen Intelligenz (Peter Schadt), um Erinnerungsliteratur zu Lenin (Stefan Bollinger), um marxistische Kunstsoziologie (Jens Kastner). Raina Zimmering beschäftigt sich mit der lateinamerikanischen Debatte über den Gazakrieg. Manfred Weißbecker plädiert vor dem Hintergrund der für das Jahresende angekündigten Auflösung der Berliner Gesellschaft für Faschismus- und Weltkriegsforschung für die historische Faschismusforschung.

Zeitschrift Marxistische Erneuerung, Nr. 138 (Juni 2024), herausgegeben vom Forum Marxistische Erneuerung e. V. und dem IMSF e. V., 224 Seiten, Einzelheft 10 Euro, Kontakt: redaktion@zme-net.de

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