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Aus: Ausgabe vom 17.06.2024, Seite 16 / Sport
Falscher Acker

Der Topspin

Von René Hamann
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Was man haben sollte, ist ein guter Schläger mit griffigen Belägen

Er sieht so einfach aus, und ist doch so schwer! Der Topspin. Die besseren Spieler in meinem Verein schwören auf ihn. In den unteren Klassen kommt man auch weitgehend ohne ihn aus, aber wenn man ihn kann, hat man gleich eine sehr starke Waffe in der Hand. Den Topspin.

Ich glaube, ich bin bald soweit. Im Moment ist es noch ein bisschen so wie bei meiner Freundin, die so gerne Hapkido macht, aber auf der unteren Stufe hängenbleibt, vor dem soundsofarbigen Gürtel, weil sie sich die Rolle vorwärts nicht traut. Also, vorwärtszufallen.

Ein bisschen so fühlt sich das mit dem Topspin auch an: irgendwie widersinnig, unnatürlich. Weshalb soll ich den Ball nach vorn schlagen, wenn er so flach und mit Unterschnitt ankommt? Muss man ihn dann nicht heben? Nein, muss man nicht, denn er beschreibt eine Kurve, das bedeutet, er steigt eh. Also ausholen, ihn möglichst sanft und in einer Art Wischbewegung treffen, Richtung vorwärts. Eine Vorwärtsrolle.

Wie schreibt Timo Boll in seinem Erfolgsbuch »Tischtennistaktik«? »Du streifst den Ball von unten nach oben mit extrem geschlossenem Schlägerblatt. Die Schlagrichtung muss dabei mehr von hinten nach vorn als von unten nach oben verlaufen, da dein Topspin sonst über den Tisch hinausfliegt.« Überschnitt nennt das der alte Meister, der nach Olympia aufhört, um endlich Patrick Franziska Platz zu machen. In Österreich sagt man auch Oberschnitt dazu.

Es gibt natürlich Leute, die übertreiben es mit dem Topspin. Die können nichts anderes als »ziehen«, wie man landläufig auch dazu sagt. Mit sehr kurzen Bällen kommen sie nicht zurecht, auch nicht mit einem sehr starken Unterschnitt. Leute, die nur ziehen, haben zunächst eine sehr hohe Fehlerquote, und gelegentlich kann man ihre gezogenen Bälle gut abschlagen. Erst später, wenn sie sehr viel Spin haben und sicher in der Plazierung sind, werden sie schnell um Klassen besser.

Manche sagen, einen Topspin mit einem Topspin zu beantworten, das hat es vor dreißig Jahren noch nicht gegeben. Mag sein, ich erinnere mich nur, dass der Topspin auch damals als Wunderwaffe galt. Es ist wie beim Hapkido: Was man haben (Hap) sollte, ist ein guter Schläger mit griffigen Belägen. Durch intensives und bewusstes Atmen bildet sich eine unglaubliche Kraft und Stärke (Ki). Durch bewusstes Verteidigen und besonnenes Handeln betritt man einen geistigen Weg, dem man ruhig und sicher folgen kann (Do). Man muss sich nur trauen.

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