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Hú! Hú! Hú!

Von Andreas Gläser
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Die Fußballwelt ist so weit, da setzt man sich nieder

Hú! Färöer! B 36 Tórshavn gegen B 68 Toftir. Der Sechste traf auf den Neunten im Zehnerfeld in der erstklassigen Betrideildin. Ja, soviel muss man wissen: Es gibt zwei direkte Ab- und Aufsteiger, wie auch in der jeweils eingleisigen zweiten und dritten Liga. Unterhalb der vierten Liga mit zwei Staffeln folgt der Straßen- und Strandfußball. Das konnte ich erforschen, obwohl die Sprache der Färöer eine der wenigen ist, die Google nicht zu übersetzen vermag. Unter den 50.000 Menschen leben 1.500 Fußballer. Als ich in Tórshavn City nach dem Austragungsort des Knallers fragte, bekam ich einen freundlich dreinschauenden Fisch geschenkt. Ich konnte nichts mehr für ihn tun und legte ihn am Backwarenstand zur letzten Ruhe ab. In der 13.000-Einwohnerstadt, auf der größten der fünf Inseln, gibt es sogar mehr Menschen als Schafe. Doch selbst hier begegneten mir unvermittelt einige Vierbeiner, derer es 80.000 auf den Färöern geben soll. Am Stadioneingang trottete eines dieser Wesen neben mir her. Es gehörte wohl zur Gruppe, die auf dem flachen Stadiondach das Gras niedrig hielt. Doch an Spieltagen schlendern auch einige Schnorrer über die eigens für die Schafe angelegte Rampe auf das Dach, um sich das ohnehin niedrige Eintrittsgeld zu sparen.

Ich gesellte mich zu den 300 Zahlenden, womit der Zuspruch unter den durchschnittlichen 500 lag, trotz der erfrischenden zehn Grad Celsius, die hier schon Sommer bedeuteten. Ich gönnte mir ein Föroya Bjór, ein einheimisches Bier für vier Euro. Als Snack gab es fermentiertes Fleisch. Schafsschinken mit gutem Schimmel. Er stank ziemlich, anderseits wehte eine steife Brise. Der Färöer grinst sich dann einen und zeigt in irgendeine Himmelsrichtung, was soviel heißt wie: viele Grüße nach Island beziehungsweise Schottland oder Norwegen. Tja, guter oder schlechter Schimmel? Das schmeckten doch alles gleich. Und wie würde das Spiel ausgehen?

Aus den 90 Spielminuten resultierte ein gerechtes 3:3 nach gelben Karten, ein 0:0 nach roten, ein 9:3 nach Ecken und ein 1:1 nach Toren. B 36 war in der 57. Spielminute durch Hannes Agnarsson in Führung gegangen, in der 60. glich Brian Jakobsen aus. Nordische Namen, die nicht nach Legionären klangen. Tórshavn dominierte das Spiel, doch die Gäste aus Toftir ließen sich nicht verarschen. Sie waren durch die kürzeste Verbindung des Tunnelsystems von der Nachbar- auf die Hauptinsel gekommen. So gut kannten sie sich im elf Kilometer umfassenden Eysturoyartunnilin aus. Anders als die vielen internationalen Gäste, welchen man versprochen hatte, das Land zu zeigen. Doch dann lieferte man sie dem Kreisverkehr unterhalb des Meeresspiegels aus und konnte dank deren Tunnelkoller einige Ergebnisse verzeichnen, die in der weiten Fußballwelt aufhorchen ließen. Hú! Hú! Hú!

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