Beliebter Ministerpräsident des Tages: Bodo Ramelow
Von Nico PoppDa braut sich was zusammen: Auf elf Prozent käme die Linkspartei im Moment in Thüringen noch, signalisierte am Dienstag eine Wählerbefragung. Ist da schon der »Amtsinhaberbonus« Bodo Ramelows drin, auf den Koparteichef Schirdewan hoffen zu können glaubte, nachdem die Partei im Mai bei der Kommunalwahl Prügel bezogen hatte? Thüringen, wo die moribunde Linkspartei immer noch den Ministerpräsidenten stellt, sollte bei den drei Landtagswahlen im September eigentlich dafür sorgen, dass das Lagebild nicht vollends der Güteklasse »Waterloo« entspricht: In Sachsen und Brandenburg kann es ja passieren, dass die Partei unter fünf Prozent bleibt.
Aber von 31 Prozent in 2019 runter auf 11 Prozent – das ist ja mit »Bonus« fast noch schlimmer als ohne. Da die Parteispitze seit der Europawahl abgetaucht ist, muss der »Amtsinhaber« höchstpersönlich die Welt erklären. Macht er sowieso am besten. Am Dienstag ging Ramelow gegenüber Welt TV den bedenklichsten Aspekt dieser Umfrage direkt an: Die 21 Prozent, die dem BSW prognostiziert werden. Dabei kandidiert, wie Ramelow feststellt, Wagenknecht, die »Säulenheilige«, in Thüringen gar nicht. Und außerdem – Ramelow über Ramelow – kann »der real existierende und vorhandene Ministerpräsident Bodo Ramelow« »enorme Zuwächse, auch positive Zuwächse, in der Beliebtheit« vorweisen. »Und seine eigene Partei zerreibt es gerade« – eine Paradoxie, findet er, bei der er das Gefühl habe, »dass man eine Emotion wählt«.
Natürlich taugt diese Überlegung nichts, denn »Amtsinhaberbonus« und »Beliebtheit« des real existierenden Ministerpräsidenten haben erst recht keine politische Qualität. Sie stehen noch nicht mal für eine halbwegs oppositionelle »Emotion«. Ramelow kann CDU-Wähler vorweisen, die mit seiner Amtsführung zufrieden sind. Aber die wählen halt trotzdem CDU. Hätte er mal auf diejenigen gehört, die schon immer gesagt haben, dass er in der falschen Partei ist.
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