EM-Depesche (5)

Die Welt ist schön. Um unser gelbes Haus im Fränkischen streicht der erste weiche Sommerwind. Abends singt auf dem First des blassgrünen Gebäudes gegenüber eine Amsel derart verrückt betörend, dass nicht einmal der göttliche Jeff Beck, der in dem Instrumental »Blackbird« Zwiesprache mit einem dieser unendlich einfallsreichen Vögel hielt, dem Kameraden hätte Paroli bieten, nein: die Ehre erweisen können.

Vielleicht zieht bald ein Gewitter auf, ich mag Gewitter, sie reinigen, zumal meinen Kopf. Der Garten ist eine Pracht, in ihm vereinigen sich Kultur und Natur, Arbeit und Nichtstun. »Vollglück in der Beschränkung« – das fiel Jean Paul zu solchen Empfindungsorten ein. Gepflegte Blumenrabatten. Hortensien, Sonnenhut, Gartenfingerhut, Taubenkropf, Federmohn, Akelei. Rosen, Fette Henne.

Auf der Wildwieseninsel juchzen die Margeriten, Ringelblumen allenthalben. Hinter den Johannisbeersträuchern und dem Apfelbaum aufgeschichtetes Totholz für die Igel, die Insekten, den Zaunkönig.

Die Spatzen und die Stare benehmen sich schlecht. Der Zwetschgenbaum, den mein Großvater pflanzte, steht heuer da wie ein Mirakulum.

Die andere Welt ist jene der Medien, von der Niklas Luhmann behauptete, sie sei alles, was für uns die Welt sei (genauer: was wir von der Welt, Natur inklusive, wissen können, wissen wir durch Massenmedien, vgl. Luhmann, »Die Realität der Massenmedien«, Opladen 1996, S. 9 – jW)

In dieser anderen Welt will Esther Sedlaczek aus Bastian Schweinsteiger »irgendwelche Insights« herauskitzeln. Tom Bartels spricht zwar vom guten alten »Gurkentor«, doch Christoph Kramer korrigiert ihn und dichtet ebendieses in ein »Trash-Tor« um, das ein »Transition-Spiel« zur Folge habe.

Alexander Bommes, um den wir im Fußballuniversum offenbar nimmer herumkommen werden, speichelt seine Expertise ins Mikrophon: »Der sliced den noch ein wenig mehr.« Michael Ballack brummelt, irgendeine Aktion auf dem Platz sei »on the edge« gewesen, mit »außergewöhnlichem Input«, und der durch und durch kaputte Peter Großmann zaubert im »ARD-Morgenmagazin« »’ne Challenge, die wir heute noch kriegen«, aus dem mottenzerfressenen Pepitahut.

To be continued, sorry, fuck ey. Es ist eben cool, doof zu sein und sich dabei toll zu finden.