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Aus: Ausgabe vom 22.06.2024, Seite 2 / Ausland
Ukraine-Krieg

Leise Selbstkritik aus Kiew

Strategiewechsel in Ukraine. Präsidialamt offen für Friedensgipfel mit Russland
Von Reinhard Lauterbach
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Der ukrainische Präsident Wolodimir Selenskij bei der Friedenskonferenz in der Schweiz (Luzern, 16.6.2024)

Die Ukraine ist nach den Worten des Leiters ihrer Präsidialverwaltung, Andrij Jermak, offen für die Einladung Russlands zu einem eventuellen zweiten Friedensgipfel. »Wir denken, dass es möglich sein wird, einen Vertreter Russlands einzuladen«, sagte Jermak der US-Wirtschaftsagentur Bloomberg. Der nächste Gipfel müsse »repräsentativer« werden. Er gestand damit ein, dass die Veranstaltung vor einer Woche in der Schweiz diesem Kriterium allenfalls eingeschränkt genügt hat. Jermak sagte weiter, Ziel eines zweiten Ukraine-Gipfels müsse es sein, »den Krieg zu beenden und die Krisen zu regulieren«. Auch dies ist ein neuer Zungenschlag. Ukrainische Offizielle hatten bisher stets davon gesprochen, dass der ukrainisch-russische Konflikt noch jahrelang und auch in kriegerischer Form weitergehen werde.

Einstweilen überziehen sich Russland und die Ukraine weiter mit gegenseitigen Drohnenschlägen gegen Einrichtungen der Infrastruktur. Das russische Verteidigungsministerium teilte mit, über der Krim und dem Bezirk Krasnodar im Kaukasusvorland seien in der Nacht zu Freitag insgesamt 113 Drohnen abgeschossen worden. Einige weitere trafen anscheinend, denn es wurde auch von Bränden in drei russischen Raffinerien berichtet. Russland schoss seinerseits Raketen und Drohnen auf ukrainische Kraftwerke ab. Dies führte dazu, dass bestehende Anordnungen für Notabschaltungen verlängert und ausgeweitet wurden. Als Reaktion auf die russischen Angriffe auf die ukrainische Strominfrastruktur ordnete Präsident Wolodimir Selenskij an, bis zum Beginn des Winters im ganzen Land Photovoltaik- und Windkraftanlagen zu bauen. Schon der Zeitplan ist ehrgeizig, und ob Solaranlagen im meist trüben ukrainischen Winter viel bringen werden, ist unklar.

Derweilen kündigte Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius Großaufträge für den Rheinmetall-Konzern an. Er soll bis 2028 Artilleriemunition für acht und »Leopard«-Panzer für knapp drei Milliarden Euro liefern. US-Präsident Joseph Biden ordnete an, die gesamte Neuproduktion von »Patriot«-Batterien zur Luftabwehr bis auf weiteres an die Ukraine zu liefern. Andere Kunden müssten warten, bis der ukrainische Bedarf gedeckt sei. Südkorea ist dagegen offenbar jetzt breit, seine bisher ablehnende Haltung zur Lieferung von Granaten an die ­Ukraine zu »überdenken«.

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  • Leserbrief von Wilfried Schubert aus Güstrow (26. Juni 2024 um 12:30 Uhr)
    Mir scheint, diese Töne aus Kiew hängen vor allem mit den 60. Präsidentschaftswahlen in den USA zusammen. Durchaus möglich, dass Trump wieder Präsident wird und die Hilfe für das Selenskij Regime einstellt. Hinzu kommt, Kiew gehen die Soldaten aus. Nicht wenige Männer gehen ins Ausland und haben keine Lust als Soldat zu sterben. Die deutsche Regierung handelt immer noch nach dem Motto: »Der beste Kaufmann ist der Krieg. Er macht aus Eisen Gold.« Davon zeugen die über 10 Milliarden Aufträge für Munition und Panzer, die geplante Aufstockung der Bundeswehr, ihre Stationierung im Ausland und anderes mehr. Anderseits hat man für die sich weiter zuspitzenden sozialen Probleme eines großen Teiles der Bevölkerung keine Lösung.

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