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Aus: Ausgabe vom 24.06.2024, Seite 14 / Leserbriefe

Aus Leserbriefen an die Redaktion

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Untergang des Briefes

Zu jW vom 14.6.: »Auf Post warten per Gesetz«

Als Sir Rowland Hill 1840 die Briefmarke als Vorausbezahlung der eigentlichen Postdienstleistung einführte, war dies eine der revolutionären Erfindungen des 19. Jahrhunderts auf dem Wege, die industrielle durch eine Kommunikationsrevolution zu ergänzen. Die heutige Entwicklung scheint dahin zu gehen, die eigentliche kostspielige Dienstleistung schrittweise ganz abzuschaffen. Die Aktionäre der Post AG werden begeistert sein. Das Briefeschreiberpack kann Kuchen essen. Oder E-Mails schreiben. Die brauchen keine vier Sekunden für die Kommunikationsherstellung. Ich wette, die Post AG arbeitet schon an Möglichkeiten, auch E-Mails abzukassieren – und deren Ankunftszeit auf vier Tage zu verlängern!

Andreas Kubenka, Berlin

Post im Limbo

Zu jW vom 14.6.: »Auf Post warten per Gesetz«

Oder per Postkutsche. Einige Tage vor Pfingsten versandte ich vier Briefe an Freunde, zwei erreichten den Empfänger, die beiden anderen kamen nicht am Ziel an; auch viele Tage später nicht. Sie waren ordnungsgemäß frankiert. Da erhebt sich die Frage, was man gegen solche professionelle Schlamperei machen kann. Beschwerden bei der Post sind sinnlos. Die Postsendungen können nur noch als verloren betrachtet werden.

Christel Harke, Aschersleben

Bis vors Rathaus

Zu jW vom 19.6.: »Erschwerte Anreise«

So widerwärtig und demokratiefeindlich die AfD ist: Die Demonstranten in Essen könnten ruhig auch Station vorm Rathaus machen. Es war nämlich die Stadt Essen, die mit der AfD vor Monaten einen Vertrag über die Nutzung der Grugahalle für den Parteitag abschloss. Als die Stadtväter dann vor einigen Wochen hektisch neue Bedingungen hineinschreiben wollten, folgte die erwartbare Klatsche vor Gericht.

Hans Wiepert, Berlin

Strategiewechsel jetzt

Zu jW vom 21.6.: »Linke-Abgeordnete Lötzsch tritt nicht wieder an«

Sehr, sehr bedauerlich, wenn solch eine verdiente Genossin wie Gesine Lötzsch nicht mehr antritt. Der Parteivorstand trägt nicht nur die Verantwortung für Fehlentscheidungen, die zu Wahlniederlagen führen, sondern auch dafür, wenn wichtige Genossinnen und Genossen sich zurückziehen. Mit dieser Parteispitze wird nur noch verwaltet – und das auch noch schlecht. Es bedarf eines Wechsels an Personen und Strategie, und zwar jetzt.

Klaus Mucha, Berlin

Bergab mit Malu

Zu jW vom 20.6.: »Vorschlag«

Rücktritt der rheinland-pfälzischen »Landesmutter« vom Amt der Ministerpräsidentin, endlich. Maria-Luise – ihre Freunde dürfen »Malu« zu ihr sagen – Dreyer tritt vom Amt der Ministerpräsidentin in Rheinland-Pfalz zurück, vermutlich aber zehn Jahre zu spät. In ihre Amtszeit und der ihres Vorgängers Kurt Beck fällt der Niedergang der Rennstrecke »Nürburgring« in der Eifel, ergänzt um einen Freizeitpark, der vom Land mit 500 Millionen Euro subventioniert wurde – jetzt gehört das Areal der NR Holding unter Federführung eines russischen Oligar­chen –, die Insolvenz des Flughafens Frankfurt-Hahn 2021, nachdem 2016 der »Verkauf« unter Beteiligung der Landesregierung an die chinesische Betrügerbande Yiqian Trading gescheitert war, und zum Schluss das Hochwasser im Juli 2021, bei dem mehr als 130 Menschen ihr Leben verloren haben. Bis heute fehlt dazu eine Entschuldigung der Landesregierung in Person der Ministerpräsidentin bei den Verwandten, Bekannten und Freunden der Toten über das kollektive Versagen der politisch Verantwortlichen. Ihre hervorragenden Verbindungen zu anderen Parteien, Vereinen, Verbänden und Gewerkschaften macht(e) sie zur »Teflon-Politikerin« per se. An ihr perlt(e) jegliche Kritik ab, notfalls opfert sie auch Parteifreunde (SPD Innenminister Roger Lewentz) oder die Grünen-Umweltministerin Anne Spiegel, um politisch zu überleben. Vielleicht gab aber auch das Ergebnis der Europawahl den Ausschlag für ihren Rücktritt. 17,5 Prozent für die SPD als Regierungspartei in Rheinland-Pfalz, nur drei Prozentpunkte vor der AfD, aber 13 Punkte hinter der CDU, da scheint die Beliebtheit für die »Landesmutter« auch nicht mehr so toll zu sein und deswegen »Abgang.« Alles Gute für Ihren weiteren Lebensweg Frau Dreyer, und mögen Sie sich zukünftig verstärkt in der Initiative »sauberes Moseltal« engagieren.

Peter Balluff, Vöhl

Kriegsdienstverweigerung

Zu jW vom 19.6.: »Mehrere Minister gegen Bürgergeld für Ukrainer«

Kein Bürgergeld für ukrainische Männer in Deutschland soll wohl heißen, solchen Leuten, die sich vor dem Krieg »drücken«, macht man hier das Leben schwer. Kriegsdienstverweigerung gilt offensichtlich wieder (oder immer noch?) als schändlich. Ganz im Gegensatz zu einigen unserer deutschen Minister bin ich dafür, den Ukrainern eine extra »Friedensprämie« zu zahlen. Sie weigern sich schließlich, dem sinnlosen Morden in einem Stellvertreterkrieg ihren Körper zur Verfügung zu stellen. Sollte man diese Haltung nicht belohnen? Mir fällt dazu der alte Spontispruch ein: »Stell dir vor, es ist Krieg, und keiner geht hin.« (…)

Emmo Frey, Dachau

Unvergleichbar

Zu jW vom 20.6.: »Auf dokumentarischer Grundlage«

Der Film »Komm und sieh« von Elem Klimow hat mich damals nachhaltig verstört. Es ist, als sei man leibhaftig dabeigewesen. Kaum ein Buch oder eine Erzählung kommen diesem erlebten Grauen nahe. Ich kenne nichts Vergleichbares.

André Möller, Berlin

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  • Leserbrief von Bernhard May aus Solingen (2. Juli 2024 um 12:24 Uhr)
    Wieso sollte der Niedergang einer Rennstrecke für Verbrenner (!) oder eines Regionalflughafens (!) kritikwürdig sein, Herr Balluff? Beides ist in ökologischer, also Überlebensaussicht dringend geboten. Der Landesampel wäre allenfalls vorzuwerfen, dass weder der Nürburgring noch der irreführend nach dem viel weiter östlichen, hessischen Frankfurt am Main benannte Flughafen Hahn längst komplett geschlossen und renaturiert wurde. Ein ähnlicher Fetischismus für Wachstum/Konjunktur um jeden Preis wie bei Balluff ist allerdings auch bei der von ihm grob verharmlosten CDU zu sehen, gerade auch in Rheinland-Pfalz. – Just der Ost Hahn, der keineswegs ein Vorwort von Frankfurt ist, liegt an einer Bahnstrecke bzw. einem regionalen Bahnnetz, die längst stillgelegt ist: Verknüpft war es in Langenlonsheim mit der Strecke Bingen – Bad Kreuznach, in Emmelshausen mit einem erhaltenen Reststück nach Boppard/Rhein, in Türkismühle mit der Strecke Main – Saarbrücken und in Trier mit der Moselbahn, Frankreich und Luxemburg.
    Es waren CDU-Landesregierungen, die Hahn von der großen Welt abhängten bzw. Linienbusse für einen Zug-Ersatz hielten! Einer der CDU-Ministerpräsidenten in Mainz amtierte später in Erfurt in derselben Funktion: Bernhard Vogel (CDU) ließ auch in Thüringen eine Strecke nach der anderen einstellen! Derselbe Vogel bezeichnete Rheinland-Pfalz als »größten Flugzeugträger der NATO«, was an Verächtlichkeit kaum zu unterbieten ist. Auch der restlos überflüssige Flughafen »Frankfurt«-Hahn ist natürlich ein ehemaliger Militärflugplatz. Bei Büchel und bei Ramstein gibt es weitere, wobei sich zu den Atomsprengköpfen bei Büchel sogar schon der Bundestag kritisch äußerte, während in Ramstein irgendwelche »Kunstflieger« des italienischen Militärs ins Publikum einer »Flugschau« krachten – und all diese militaristische Lebensgefahr hat in Rheinland-Pfalz maßgeblich die CDU verbockt! Übrigens wurden in den Kabinetten Scharping, Beck und Dreyer (alle SPD) sogar Bahnstrecken reaktiviert, dies sogar von Landesverkehrsministern der FDP. Der Ausbau der Mainzer Straßenbahn scheint hingegen vor allem das Werk eines grünen Stadtrats zu sein. (…)

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