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Die FAZ freut’s

Von Pierre Deason-Tomory
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Absurdität der Existenz: »Le Grand Macabre« (Pressefoto der Bayerischen Staatsoper)

Die ARD-Radios verdünnisieren sich, nach BR, RBB und SWR streicht nun auch der HR seine Programme zusammen. Am 12. Juni kündigte der Hessische Rundfunk an, den Aufwand für die Sendungen nach den Morgenprogrammen stark zu reduzieren, wie üblich auf Kosten von Hintergrund, Kultur und Radiokunst. Außerdem wurde eine perspektivische Abschaltung von drei der sechs HR-Wellen angedeutet. Verdi protestierte prompt gegen »die Kapitulation vor den Finanzvorgaben aus den Staatskanzleien«. Doch geht’s beim Kommando Abrissbirne wirklich um Geld?

Einsparungen beim Hörfunk fallen im Gesamtetat des Senderverbunds nicht ins Gewicht, das Fernsehen frisst die Gebühren. MDR-Rundfunkrat Heiko Hilker verweist im jW-Gespräch auf den aktuellen Bericht der Rundfunkgebührenkommission (KEF) und macht eine einfache Rechnung auf: »Die Produktion einer Sendeminute beim ARD-Hörfunk hat 2022 im Schnitt 55 Euro gekostet. Die Minutenpreise beim Fernsehen lagen bei rund 5.800 Euro.« In Fußballfelder umgerechnet: Ein Kulturradio kostet pro Jahr so viel wie fünfmal Schlager-TV mit Florian Silbereisen.

Was soll also der Geiz? Sind die Reformer blöde, oder vernichten sie vorsätzlich, was die Öffentlich-rechtlichen von der Kommerzkonkurrenz unterscheidet, das, was noch nicht Ware sein muss? Die FAZ, Vorkämpferin der privatfunkenden Verlage und Konzerne, kommentiert die HR-Reform vielsagend: »Niemand braucht den öffentlich-rechtlichen Rundfunk. Aber nun ist er einmal da. Dann ist es auch legitim, über seine Zukunft nachzudenken. Der Hessische Rundfunk ist auf dem richtigen Weg.« Auf dem Weg der Selbstabschaltung.

Diese Woche zum Einschalten:

Die »Tonspuren« verlieren sich an den Ufern der Seine, wo »Die Pariser ­Bouquinisten« zu finden sind (Di., 16.05 Uhr, Ö 1). »Querköpfe« der Woche sind Susanne M. Riedel und Lukas Meister, die das Programm »Gute Momente in schwierigen Zeiten« ausgeheckt haben (Mi., 21.05 Uhr, DLF). In »WDR 5 Literatur live« liest Dinçer Güçyeter aus seinem »Deutschlandmärchen« (Do., 22.04 Uhr). Am Freitag entführt uns György Ligeti ins finstere Fürstentum Breughelland zum bösen Nekrotzar: »Le Grand Macabre«, Oper live, aufgenommen von Kent Nagano und dem Bayerischen Staatsorchester (19 Uhr, BR Klassik). Eines der drei Stücke im »Bayern 2 Salon« ist das Hörspiel »Während der Stromsperre« von Berta Waterstradt, Vorlage des Defa-Klassikers »Die Buntkarierten« (Berliner Rundfunk 1948, Fr., nach 20.05 Uhr, Bayern 2).

Mutter geht in den Untergrund und später in die DDR, Kind wächst beim Vater im Westen auf. Im ­Feature »Die Tochter der Terroristin« sprechen alle drei (MDR 2018, Sa., 9.04 Uhr, MDR Kultur). Am Samstag um 14 Uhr ist »Geisterstunde«, Hörspiel nach einer Geschichte von Italo Svevo (ORF 1992, Ö 1). »Es stand ein Haus in Ostberlin«: 2002 wurden im Keller des Podewil zwei Koffer mit Tonbändern entdeckt, darauf hornalte Aufnahmen aus dem »Haus der jungen Talente« in Ostberlin; Frieder Butzmann durfte sie montieren (DR Kultur 2005, Sa., 18.05 Uhr, DLF Kultur). Wer »Das Streichholz unterm Bett« findet, überführt in diesem Hörspiel und bei der ähnlich genannten Vorlage von Anton Tschechow möglicherweise einen Mord (HR, NDR 1956, So., 19.04 Uhr, NDR Kultur). Danach gibt Florian Felix Weyh eine Einführung in »Die Kunst des Abgangs« (DLF 2024, So., 20.05 Uhr). Als gelungenen Abgang ritzen wir uns die Vorhersage des Siegertextes beim »Ingeborg-Bachmann-Preis 2024« aus den Rippen: Gewinnen wird am Sonntag das Stück, das am Montag um 11.05 Uhr auf Ö 1 gesendet wird. Todsicher.

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