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Aus: Ausgabe vom 01.07.2024, Seite 1 / Ausland
EU

Neue rechte Fraktion im EU-Parlament

Orbán, Kickl und Babiš geben Projekt in Wien bekannt und suchen Mitglieder
Von Mawuena Martens
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Noch sind sie nur zu dritt: Andrej Babiš, Viktor Orbán und Herbert Kickl am Sonntag in Wien

Als gäbe es nicht schon genug rechte Fraktionen im EU-Parlament. Am Sonntag haben der ungarische Premierminister Viktor Orbán, der Chef der österreichischen rechten Partei FPÖ, Herbert Kickl, sowie der frühere tschechische Regierungschef Andrej Babiš die Gründung einer neuen Fraktion angekündigt. Bei den Wahlen Anfang Juni hatten rechte Parteien in der gesamten EU zugelegt. Kickls Aussage gegenüber Medien, wonach es »ein historischer Tag« sei, »weil wir mit diesem heutigen Tag eintreten in eine (…) neue Ära der europäischen Politik«, ist daher gar nicht so weit weg von der Realität.

Die Oppositionsparteien FPÖ und die tschechische ANO sowie Ungarns regierende Fidesz-Partei bekamen bei der EU-Wahl jeweils die meisten Stimmen. Zwar fehlt dem Zusammenschluss, der »Patriots for Europe« heißen soll, noch die Unterstützung von vier Parteien aus vier weiteren EU-Ländern, um als Fraktion zu gelten. Doch noch am Sonntag zeigte sich die AfD offen. Die Fraktion biete »neue Möglichkeiten der Zusammenarbeit mit anderen Parteien«, sagte ein Sprecher von AfD-Chefin Alice Weidel gegenüber der Nachrichtenagentur AFP am Rande des Bundesparteitags in Essen.

Kurz vor der EU-Wahl war die AfD aus der rechten ID-Fraktion im EU-Parlament ausgeschlossen worden – die ID hatte dies vor allem mit Äußerungen des AfD-Spitzenkandidaten für die EU-Wahl, Maximilian Krah, begründet. Während die Fidesz-Partei nach ihrem Austritt aus der konservativen Europäischen Volkspartei (EVP) zuletzt keiner Fraktion im EU-Parlament angehörte, war die FPÖ bislang ebenfalls Teil der rechten ID-Fraktion. Babiš hatte vor kurzem den Austritt seiner Partei aus der neoliberalen Fraktion Renew Europe angekündigt.

In Wien unterzeichneten Orbán, Kickl und Babiš außerdem ein sogenanntes patriotisches Manifest, angeblich für »Frieden, Sicherheit und Entwicklung« anstelle von »Krieg, Migration und Stagnation«. Am Montag tritt Ungarn zudem die Ratspräsidentschaft der Europäischen Union für die kommenden sechs Monate an.

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  • Leserbrief von Istvan Hidy aus Stuttgart (1. Juli 2024 um 11:41 Uhr)
    Patriotisches Manifest: Ein Schulterschluss der Rechten in Mitteleuropa. FPÖ-Chef Herbert Kickl, Ungarns Ministerpräsident Viktor Orbán und Tschechiens Expremier Andrej Babiš haben am Sonntagvormittag in Wien eine neue politische Allianz angekündigt, die sich aus patriotischen Kräften formieren soll. Die drei bei der EU-Wahl am 9. Juni siegreichen Rechtsparteien aus Österreich, Ungarn und Tschechien planen, gemeinsam eine neue rechte EU-Fraktion zu gründen. Dafür unterzeichneten sie am Sonntag in Wien ein »patriotisches Manifest«. Obwohl die drei Parteien bei der EU-Wahl in ihren jeweiligen Ländern die stärkste Kraft wurden, scheint das Vorhaben derzeit noch überzogen zu sein. Gemeinsam verfügen sie nur über 24 Sitze im künftigen EU-Parlament. Dies reicht zwar zahlenmäßig für die Gründung einer eigenen Fraktion, jedoch müssen einer solchen Fraktion Parteien aus sieben Mitgliedstaaten angehören. FPÖ-Chef Kickl rief alle patriotischen Kräfte zur Unterstützung der neuen Allianz auf. Die Ziele des Bündnisses umfassen den Kampf gegen illegale Migration, die Revision des europäischen Green Deal und die Verteidigung der Souveränität der Nationalstaaten. Um Orbáns Ziel zu erreichen, die stärkste rechte Gruppierung im EU-Parlament zu werden, benötigt das neue mitteleuropäische Bündnis zwingend die Unterstützung einer Partei aus einem großen Mitgliedstaat. Es ist denkbar, dass die nationalkonservative polnische Partei PiS aus der EKR-Fraktion austritt und sich Orbán anschließt. Eine verkehrte Welt zeigt sich darin, dass im Westen – von den USA über Italien und Frankreich bis hin zu diesen drei Ländern – eine Bewegung nach rechts zu beobachten ist, während in Ländern wie Brasilien, bei den arabischen Öldynastien und sogar im Iran die moderaten Kräfte zunehmend Oberhand gewinnen.

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