75 Ausgaben junge Welt für 75 €
Gegründet 1947 Montag, 8. Juli 2024, Nr. 156
Die junge Welt wird von 2836 GenossInnen herausgegeben
75 Ausgaben junge Welt für 75 € 75 Ausgaben junge Welt für 75 €
75 Ausgaben junge Welt für 75 €
Aus: Ausgabe vom 03.07.2024, Seite 9 / Kapital & Arbeit
Maritime Wirtschaft

Hapag-Lloyds globale Präsenz

Größte Reederei der BRD bündelt Terminalgeschäft in neuer Hanseatic Global Terminals. Konzern unterstreicht eigene »Wachstumsambitionen«
Von Burkhard Ilschner
9.JPG
Big Business: Hamburger Schiffahrtskonzern organisiert sich kontinentaler

Die größte Reederei der Bundesrepublik, der teilstaatliche Hamburger Konzern Hapag-Lloyd, folgt dem Beispiel vieler anderer Schiffahrtskonzerne. Das Unternehmen wird seine Terminal-Aktivitäten künftig in einem neuen Unternehmensbereich bündeln. 20 Terminals in elf Ländern gehören zu dem neuen Verbund unter dem Namen Hanseatic Global Terminals (HGT), der den bisherigen Geschäftsbereich »Terminals & Infrastructure« ablöst, wie Hapag-Lloyd am Montag bekanntgab.

Hierzulande sind das der HHLA-Terminal Hamburg-Altenwerder (CTA), an dem Hapag-Lloyd beteiligt ist, sowie der Wilhelmshavener Tiefwasserhafen Jade-Weser-Port (JWP), wo die Hamburger den Anteil der dänischen Reederei Mærsk übernommen hatten. Hinzu kommen Terminals im italienischen Genua, im marokkanischen Tanger sowie – noch im Bau befindlich – im ägyptischen Damietta.

Im vergangenen Jahr hatte Hapag-Lloyd zudem den chilenischen Konzern SAAM übernommen, der den neuen HGT-Verbund um gleich zehn Standorte auf dem amerikanischen Kontinent ergänzt – in den USA (Florida), Mexiko, Costa Rica, Ecuador, Kolumbien sowie fünf Häfen in Chile. Schließlich dehnt sich die neue Hapag-Tochter dank der vor anderthalb Jahren vereinbarten 40-Prozent-Beteiligung an der Logistiksparte des indischen Konzerns J. M. Baxi noch auf den Subkontinent aus und betreibt dort fünf weitere Terminals.

Die Hamburger Reederei, in der Containerbranche nach wie vor Fünfter der Weltrangliste und ab 2025 in der so genannten Gemini-Kooperation Partner des dänischen Mærsk-Konzerns, feiert diesen Entwicklungsschritt mit ziemlichem Brimborium: Der neue Markenname HGT solle »die zukunftsorientierten Wachstumsambitionen und die tief verwurzelte maritime Tradition« widerspiegeln, heißt es in der Pressemitteilung vom Montag.

Die Hamburger scheuen sich auch nicht, den Namen Hanseatic Global Terminals mit einem tiefen Griff in die historische Grabbelkiste zu verknüpfen: »In Anlehnung an die ›Hanse‹, eine historische Vereinigung von Seehandelskaufleuten in Nordeuropa, unterstreicht der Markenname das Bekenntnis des Unternehmens zu Qualität und zum Ausbau der Terminalaktivitäten«, erklärte Hapag-Lloyd.

Die Tatsache, dass der frühkapitalistische Kaufmannsverbund im wesentlichen von norddeutschen »Pfeffersäcken« gegründet worden war, um in enger Verbundenheit mit dem brachialen Deutschritterorden die Vorherrschaft über den Nord- und Ostseeraum herzustellen und zu sichern, bleibt natürlich unerwähnt. Vor wenigen Jahren präsentierte der Spiegel »neue Erkenntnisse zum Aufstieg der Hanse« unter der Schlagzeile »Die Mafia des Mittelalters« und beschrieb darin ein Werk des Historikers Hiram Kümper, der das immer wieder gefeierte Bild vom Hanseaten als »ehrbarem« Kaufmann als »ökonomischen Kitsch« bezeichnet hat. Unerklärt bleibt zudem, warum der Terminalkonzern mit dem so deutlichen, hanseatischen Etikett seinen Sitz ausgerechnet nach Rotterdam legt – zu Zeiten der Hanse übrigens noch ein unbedeutendes Dorf.

Schiffahrtskreise sehen den Schritt der Hamburger, ihre Terminalaktivitäten derart neu aufzubauen und auszurichten, in direktem Zusammenhang mit dem bevorstehenden Start besagter Gemini-Kooperation. Dieses Netzwerk – beide setzen jeweils nur Teile ihrer Flotten ein – soll mit großen Schiffen bevorzugt Terminals bedienen, an denen einer der beiden Partner direkt beteiligt ist. Die Fracht soll so mit kleineren Schiffen effizient weiter regional verteilt werden können.

Großes Kino für kleines Geld!

75 Augaben für 75 €

Leider lässt die Politik das große Kino vermissen. Anders die junge Welt! Wir liefern werktäglich aktuelle Berichterstattung und dazu tiefgründige Analysen und Hintergrundberichte. Und das zum kleinen Preis: 75 Ausgaben der gedruckten Tageszeitung junge Welt erhalten Sie mit unserem Aktionsabo für nur 75 €!

Nach Ablauf endet das Abo automatisch, Sie müssen es also nicht abbestellen!

Ähnliche:

  • Zeichen des Widerstands: Plakate gegen den MSC-Deal in der Hambu...
    02.05.2024

    MSC-Deal auf der Kippe

    Beschwerde bei EU-Kommission gegen Teilverkauf des Hamburger Hafens an Genfer Reederei. Konkurrent aus Singapur hält Transaktion für rechtswidrig
  • Ein Demonstrationzug der Hafenarbeiter und Sympathisanten starte...
    23.02.2024

    Protest gegen MSC-Deal

    Hamburger Hafenbeschäftigte und Gewerkschaft Verdi wollen Verkauf von Hafenbehörde an Genfer Reederei MSC verhindern

Regio:

Mehr aus: Kapital & Arbeit