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Aus: Ausgabe vom 03.07.2024, Seite 10 / Feuilleton

Zinner, Kahlow, Müller-Fürstenau

Von Jegor Jublimov
Portrait Hedda Zinners
Ungemein umtriebig: Hedda Zinner

Obwohl die Autorin auf den Gebieten Lyrik, Dramatik, Erzählung und Libretto sowie als Übersetzerin und Bearbeiterin ungemein fleißig war, gibt es aus ihren rund sieben Jahrzehnten Tätigkeit einiges neu oder erstmals zu entdecken. Vielleicht ist es ein Startschuss, wenn sich das Berliner Literaturforum im Brecht-Haus an diesem Mittwoch aus Anlass des 30. Todestags Hedda Zinner widmet. Das Interesse an der ausverkauften Veranstaltung ist groß, weil die nachfolgenden schreibenden Generationen John und Jenny Erpenbeck von ihrem Verhältnis zu Mutters und Großmutters Arbeit berichten werden.

Die 1904 im galizischen Lemberg (heute Lwiw) geborene Beamtentochter ging nach Wien, um Schauspielerin zu werden, und lernte in Berlin ihren Kollegen Fritz Erpenbeck kennen. Als Ehepaar teilten sie fast 50 Jahre lang ein durch politische Kämpfe geprägtes Leben. Beide waren in der KPD, traten auf Kundgebungen auf und schrieben für die linke Presse, etwa die Rote Fahne oder die AIZ. Ab 1933 folgte die Emigration nach Wien und Prag, wo noch Kabarettauftritte möglich waren, und schließlich in die Sowjetunion. Hedda Zinner arbeitete hier unter anderem für Radio Moskau. Ihr Mann wurde Mitglied der »Gruppe Ulbricht«, so dass beide schon 1945 nach Berlin zurückkehren konnten. Für die nun folgende, literarisch wie politisch aufreibende Zeit fehlt hier der Platz – nur soviel: Zinner erhielt für ihre Arbeit bei Hörspiel, Film und Fernsehen zahlreiche literarische wie staatliche Auszeichnungen der DDR – letzteres wohl ein Grund dafür, dass sie nach und nach vergessen werden soll. Als ehemalige Schauspielerin hat sie große Frauenrollen geschrieben, zuletzt in »Die Schauspielerin« (1988, mit Corinna Harfouch). Aber auch sie hatte Schwierigkeiten. Obwohl 1959 zum X. Parteitag der SED ihre Kantate mit Jean Kurt Forest »Das Urteil« beifällig aufgenommen wurde, konnte das Musical »Die Fischer von Nietzow« der beiden Künstler aus dem gleichen Jahr nie aufgeführt werden. Hatte das wirklich künstlerische Gründe?

Als Librettist erfolgreich war der Rostocker Heinz Kahlow, der in der Hansestadt am 5. Juli vor 100 Jahren geboren wurde und 91jährig in Wustrow starb. Der in Eulenspiegel und Magazin erfolgreiche Satiriker schrieb zum Beispiel mit Komponist Gerd Natschinski »Das Decameronical«, das 1975 im DFF als »ABC der Liebe« mit Nina Hagen adaptiert wurde.

Kaum wegzudenken aus rund 50 Produktionen des Adlershofer Fernsehens und der Defa der 50er bis 70er Jahre ist Erika Müller-Fürstenau, die am Freitag 100 Jahre alt geworden wäre und 1986 starb. Die gebürtige Schlesierin Erika Müller debütierte im Film 1949 als Frau des Kriegsheimkehrers Beckmann in »Liebe 47«, nach Wolfgang Borcherts »Draußen vor der Tür«. Mit ihrem Mann und Kollegen Gerd Fürstenau ging sie 1954 in die DDR, wo sie 1956 in dem Defa-Film »Besondere Kennzeichen: keine« über Krieg und Nachkriegszeit in der Hauptrolle glänzte. Mit 50 Jahren wechselte sie die Profession und wurde Lektorin sowie Autorin für Wochenpost und Die Weltbühne.

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