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Aus: Ausgabe vom 03.07.2024, Seite 10 / Feuilleton
Fernsehsport

EM-Depesche (16)

Zeigler dieInstrumente zeigen
Von Jürgen Roth
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Man entkommt ihm nirgendwo mehr: Arnd Zeigler (M., »EM-Kneipenquiz«, 15.6.2024)

Ist es Geldgier? Oder -not? Oder Geltungssucht?

Ich habe Arnd Zeigler mal in der Nürnberger Tafelhalle flüchtig kennengelernt, nach einer Verleihung der komplett kulturindustriell korrumpierten Kulturpreise, die eine der überflüssigsten Institutionen des Landes den ständig gleichen Vertretern der Verkuschelung der Medien- und Sportwelt überreicht: die Deutsche Akademie für Fußballkultur, aus der ich Vollpfosten immer noch nicht ausgetreten bin. Ich warte auf eine Postkarte von Eckhard Henscheid – der ebenfalls Mitglied ist –, auf der er mir zu verstehen gibt, man müsse nun in einer konzertierten Aktion einen Schlussstrich unter diesen Unfug ziehen.

Arnd Zeigler scheint mir kein Menschenfeind zu sein. Er stellt niemanden bloß. Einen Namen hat sich der Stadionsprecher des SV Werder Bremen mit seinem Radio-/Fernsehformat »Zeiglers wunderbare Welt des Fußballs« gemacht, einer angeblich witzigen Revue der Kuriositäten rund ums Geschehen rund um die Rasenplätze der Republik; als Archivar der Abseitigkeiten von A bis Z, als Verwalter dessen, was in den 90er Jahren unterm Rubrum »Pop des Fußballs« firmierte.

Unterdessen entkommt man Arnd Zeigler nirgendwo mehr. Für 11 Freunde drischt er einen Podcast nach dem anderen raus (»Zeigler und Köster«; Philipp Köster ist auch so ein brechgrün leuchtender Saubermann), und er lässt nichts aus. Ich weiß nicht, wo ich Arnd Zeigler nicht im Fernsehen sehen könnte.

Er hat sich zur Verkörperung des ewigen Talkshow­gastes gemausert. Er latscht überall hin, wurschtelt allerorten mit, scheißegal. Hauptsache, »Zeigler«, die Marke, setzt einen Haufen hin. Ick bün all dor.

Wie kann man so leben? Als Allzeitschnabler in Sachen Ball? Was soll denn das? Wieso nicht altmodisch kaputt sein? Drogen einwerfen? Depressionen haben? Oder bewegende Musik hören? Die Liebste beglücken? Ein gutes Buch lesen? Wozu, weshalb, warum? Sein Dasein an einen Quatsch namens Fußball heften?

Ich begreife es nicht. Eine postmoderne Elendsexistenz.

In diesen Tagen ist Arnd Zeigler unwiderruflich in die Würdelosigkeit abgeschmiert. An jedem ARD-Abend hockt er in der Bochumer Gaststätte »Zum Kuhhirten« und nimmt am »EM-Kneipenquiz« teil, in dem »zu den viralsten und unterhaltsamsten Themen des Turniers« (Website) irgendwas gesagt und abgefragt wird.

Ich hätte (und habe) ja bloß Augen für die Moderatorin Stephanie Müller-Spirra, die sich außerordentlich reizend an den Tresen zu lehnen vermag – obwohl: Arnd Zeigler wirkt meist angeödet, seelisch erloschen, und er saugt verzweifelt konstant Bier in sich hinein.

Womit dieser Text eventuell zur Hälfte Grütze ist. Ich hab’ ja auch keine Ahnung.

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