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Aus: Ausgabe vom 04.07.2024, Seite 1 / Ausland
Gaza

Tod in »sicherer Zone«

Gaza: Israelische Luftangriffe fordern Dutzende Opfer. Größte Evakuierungsanordnung seit Oktober
Von Jakob Reimann
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Auch Patienten wurden am Dienstag aus dem European Hospital in Khan Junis im Gazastreifen evakuiert

Im Flüchtlingslager Maghazi im Zentrum des Gazastreifens wurden bei zwei israelischen Luftangriffen am Mittwoch fünf Palästinenser getötet, wie Reuters berichtete. Auch in anderen Städten gab es demnach mehrere Todesopfer israelischer Angriffe.

Am Dienstag starben bei einem israelischen Luftangriff in einem als »sichere Zone« ausgewiesenen Gebiet zwölf Menschen. Darunter befinden sich neun Mitglieder einer Familie sowie fünf Kinder und drei Frauen, berichtet Associated Press. Die Getöteten waren einer zuvor von Israel erteilten Anordnung gefolgt, den östlichen Teil der Stadt Khan Junis im südlichen Gazastreifen zu verlassen und ins vermeintlich sichere Deir Al-Balah zu fliehen, wo der tödliche Angriff erfolgte.

Nachdem vor einigen Wochen die israelischen Truppen aus Khan Junis abgezogen wurden, stellen die Angriffe der letzten Tage eine erneute Offensive auf die zweitgrößte Stadt im Gazastreifen dar. Laut einem Sprecher von UN-Generalsekretär António Guterres umfasst die jüngste Evakuierungsanordnung in den Gouvernements Khan Junis und Rafah ein Gebiet, das rund einem Drittel der abgeriegelten Küstenenklave entspricht; die Anordnung stelle damit die größte derartige Order seit vergangenem Oktober dar. Nach der Verkündung sei es zu einer »panischen Flucht« gekommen, heißt es bei AP. Die Anordnung bedeute »ein weiteres Kapitel des Elends für diese Hunderttausenden von Menschen«, erklärte Sam Rose, der Planungsdirektor des UN-Palästinenserflüchtlingshilfswerks UNRWA, gegenüber Al-Dschasira.

Rund 250.000 Menschen wurden demnach seit Beginn des Kriegs vom Süden in den zentralen Teil der Küstenenklave rund um Deir Al-Balah vertrieben, wo mittlerweile etwa 1,9 Millionen Menschen – 80 Prozent der Bevölkerung Gazas – zusammengepfercht sind. Auch das European Hospital in Khan Junis wurde nahezu vollständig geräumt. Neben Tausenden Menschen, die im Krankenhaus Zuflucht gesucht hatten, mussten seit Montag auch 270 Patienten fliehen, so die Angaben der Weltgesundheitsorganisation.

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  • Leserbrief von Siegfried Ullmann aus Alfter (9. Juli 2024 um 14:18 Uhr)
    Wenn die USA, Deutschland und alle anderen Staaten auf die völkerrechtswidrige israelische gewaltsame Verschiebung seiner Grenzen im Jahre 1967 mit anschließender Besetzung und Besiedlung der restlichen 22 Prozent Palästinas in gleicher Weise, wie auf die russische Annektierung der ukrainischen Krim und auf den russischen Versuch, sich die ganze Ukraine einzuverleiben, reagiert hätte, dann hätte es nicht nur diesen weiteren Gaza-Krieg gegeben. Hätte die Weltgemeinschaft so reagiert, dann hätten sich die Israelis aus den Palästinensergebieten zurückziehen und der Gründung eines palästinensischen Staates zustimmen müssen. Das war auch das Ziel der Oslo-Vereinbarungen. Aber Israel hat dann weiterhin alles getan, um dies zu verhindern und nach dem Wahlsieg der Hamas den Gasastreifen völkerrechtswidrig in ein großes Gefängnis umgewandelt, das Israel seither vom Land, vom Meer und aus der Luft vollkommen kontrolliert. Und die Welt hat nicht nur untätig zugeschaut, sondern Israel auf vielfältige Weise uneingeschränkt unterstützt. Deshalb sind alle diese Staaten einschließlich Deutschland mitverantwortlich, an dem, was jetzt in Israel und im Gazastreifen geschehen ist und weiterhin geschieht.

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