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Aus: Ausgabe vom 02.07.2024, Seite 11 / Feuilleton
Ballett

Zum Abschied

Geschichte einer Selbstfindung: John Neumeiers letzte Uraufführung »Epilog« am Hamburg Ballett
Von Gisela Sonnenburg
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Es war ein historischer Abend. Am Sonntag premierte mit »Epilog« die letzte große Kreation von John Neumeier beim Hamburg Ballett. Dessen Leitung gibt der als Genie geltende 85jährige nach 51 Jahren ab. Noch einmal eröffnete er jetzt mit einem neuen Stück das zweiwöchige Festival der »Hamburger Ballett-Tage« – und begeisterte Fans und Neugierige.

Fließend ineinander übergehende Szenen erzählen die Geschichte einer homosexuellen Selbstfindung: Einen jungen Mann (dynamisch: Caspar Sasse) aus bürgerlicher Familie plagen heftige Selbstzweifel. Schöne Männer treten in sein Leben, aber es dauert, bis er Nähe zulassen und genießen kann. Paare und kleine Gruppen tanzen um ihn herum – das gesellschaftliche Leben. Er fühlt sich als Außenseiter. Seine Mutter, hervorragend von Anna Laudere getanzt, muss in den spießigen USA der 50er Jahre realisieren, dass ihr John anders ist als erwartet. Dieser geht dennoch seinen Weg, söhnt sich letztlich mit der Gesellschaft aus, die ihn beinahe verstoßen hätte.

Das ist wohl nur eine Interpretation von vielen möglichen. David Fray spielt am Piano Franz Schubert, vom Band kommen Simon and Garfunkel (die früher als heimliche Schwulenstars galten), und zu den »Vier letzten Liedern« von Richard Strauss – von der Starsopranistin Asmik Grigorian live gesungen – entfaltet sich ein buntes, auch nachdenklich machendes Panorama aus Beziehungsglück und -unglück.

Ballerinen wie Alina Cojocaru, Madoka Sugai und Silvia Azzoni sowie männliche Tänzer wie Louis Musin, Alexandr Trusch und Alessandro Frola bieten einen Augenschmaus. Klassik und moderne Schüttelbewegungen mischen sich, dazu raffinierte Hebungen. Die modisch-heutigen Kostüme stammen von Albert Kriemler. Videoleinwände ergänzen zudem das Bühnenbild, welches das Leben als hölzernen Baustellenturm illustriert. Oft wird ohne Musik getanzt, was die Intensität noch verstärkt. Fazit: ein Nachspiel (»Epilog«) mit Folgen. Denn man wird es nie vergessen.

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