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Aus: Ausgabe vom 09.07.2024, Seite 2 / Natur & Wissenschaft
Klimakatastrophe

1,5-Grad-Marke in Gefahr

Juni war der wärmste Monat seit Beginn der globalen Wetteraufzeichnungen
Von Wolfgang Pomrehn
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Indien wurde im Mai von einer Hitzewelle mit Temperaturen bis zu 46 Grad Celsius heimgesucht

Im vergangenen Juni war es global um 1,5 Grad Celsius wärmer als im Durchschnitt der Jahre 1850 bis 1900, der vorindustriellen Referenz. Das teilt das EU-Klimaprogramm »Copernicus« mit. Der Monat war demnach der 13. in Folge, der diesen Schwellwert erreichte oder überschritt. Das gab es in der Geschichte der bis ins 19. Jahrhundert zurückreichenden Wetteraufzeichnungen bisher noch nicht.

Damit gerät eines der Pariser Klimaziele, die globale Erwärmung »möglichst nicht höher als 1,5 Grad Celsius« über das vorindustrielle Niveau anwachsen zu lassen, akut in Gefahr. Als vorindustrielles Niveau wird für gewöhnlich der Durchschnitt der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts herangezogen, weil es aus früheren Jahrzehnten keine hinreichend genauen globalen Daten gibt und weil zu jener Zeit die weltweiten Auswirkungen der in Europa und Nordamerika einsetzenden Industrialisierung noch minimal waren.

Das 1,5-Grad-Ziel bezieht sich nicht auf einen einzelnen Monat oder ein einzelnes Jahr. Vielmehr geht es um den Durchschnitt über 20 bis 30 Jahre, aufgrund natürlicher Schwankungen im Klimasystem. Durch diese weichen Jahresmittelwerte meist um einige wenige Zehntel Grade voneinander ab. Der Trend ist jedoch eindeutig positiv. 2024 könnte ein neues Rekordjahr werden, nachdem bereits 2023 einen neuen Temperaturrekord aufgestellt hatte. Wenn das so weitergeht, wird die erste vom Pariser Übereinkommen aufgelegte Latte schon in weniger als zehn Jahren gerissen.

Damit wächst unter anderem sprunghaft die Gefahr einer Destabilisierung der großen Eismassen auf Grönland und in der Westantarktis. Ihr langfristiger Verlust wäre nicht mehr aufzuhalten, die Folge ein Anstieg der Weltmeere um durchschnittlich bis zu zwölf Meter. Dieser Prozess würde sich über viele Jahrhunderte hinziehen, könnte aber auch in Sprüngen mit Phasen sehr schnellen Anstiegs erfolgen, etwa wenn große Eismassen innerhalb kurzer Zeit ins Wasser gleiten.

Zeitlich naheliegendere Gefahren sind hingegen das Absterben tropischer Korallenriffe, das bereits begonnen hat und verheerende Auswirkungen auf die Fischerei haben wird, oder auch die Zunahme extremer Niederschläge und Dürren, die schwere Schäden anrichten und Ernten gefährden, wie derzeit unter anderem in verschiedenen Teilen Chinas.

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Das Verwaltungsgericht Berlin hat entschieden und die Klage des Verlags 8. Mai abgewiesen. Die Bundesregierung darf die Tageszeitung junge Welt in ihren jährlichen Verfassungsschutzberichten erwähnen und beobachten. Nun muss eine höhere Instanz entscheiden.

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  • Leserbrief von Onlineabonnent/in Heinrich H. aus Stadum (8. Juli 2024 um 23:24 Uhr)
    Warum immer so negativ? Der VDI denkt über einen Damm nach, der die Nordsee vom Atlantik abschottet, bräuchte man nur noch den Ärmelkanal zumachen. Offshore wäre dann Onshore. Unter die Eiszungen der antarktischen Gletscher, die abzurutschen drohen, baut man Betonberge, fertig. Und überhaupt: Eine Schwefeldioxidschicht zwischen Tropo- und Stratosphäre erhöht die Albedo dermaßen, dass wegen der Abkühlung bald wieder Heizöl gebraucht wird. Wiedervernässung von Mooren und so biologischen Kram kann man sich dann sparen. Vielleicht verkauft der dänische König das eisfreie Grönland mit Preisaufschlag an die USA. Dort sollen ja große Bodenschätze lagern. Nur der blöde Putin wird sich wieder mal anstellen, wenn es um die Nordostpassage geht.

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